Elbphilharmonie: Neue Verträge werden verhandelt
Hamburg (dpa) - Besucher des Hamburger Hafens könnten meinen, die Elbphilharmonie sei schon fertig: Zumindest der Rohbau mit der spektakulären Glasfassade der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron ruht schon auf dem alten Kaispeicher an der Spitze der Hafencity.
Nur die Baukräne an den Seiten lassen erahnen, dass noch viel zu tun ist auf einer der größten Kulturbaustellen Deutschlands. Nach der Entscheidung des Hamburger Senats, die Elbphilharmonie trotz Kostenexplosion und Zeitverzögerungen mit Hochtief weiterzubauen, könnten die Arbeiten im März 2013 wieder aufgenommen werden - nach einem dann fast eineinhalbjährigen Baustillstand. Die Eröffnung des Konzerthauses ist nun für Frühjahr 2017 geplant.
Zunächst müssen die neuen Verträge zwischen Hochtief, der Stadt und den Architekten bis zum 28. Februar geschlossen und unterzeichnet werden, sagte der Sprecher der Kulturbehörde, Karl Olaf Petters, am Montag der dpa. Sie sollen die Zusammenarbeit der ehemaligen Kontrahenten neu organisieren: Hochtief und die Architekten wollen erstmals direkt zusammenarbeiten, die Stadt zieht sich zurück und beobachtet nur noch. „Sollte es entgegen aller Hoffnungen und Erwartungen bis zum 28. Februar nicht zu den Verträgen gekommen sein, werden wir den Weg alleine gehen“, hatte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Wochenende verkündet. Dann werde die Stadt Hochtief schriftlich kündigen und sofort auf die Baustelle können.
Sollte es zu der Einigung kommen, könnte es endlich weitergehen auf der Baustelle. Doch der schwierige Part liegt noch vor den rund 150 Ingenieuren und Architekten: der hoch komplizierte Innenausbau. Im Moment sind 242 Millionen der 575 Millionen Euro, die die Elbphilharmonie insgesamt kosten soll, verbaut. Doch dies direkt mit dem Anteil zu vergleichen, der schon fertig ist, ist schwierig. Im Hotelbereich läuft der Innenausbau bereits, auch auf Teilen der öffentlichen Plaza in 37 Meter Höhe. Nur an dem eigentlichen Kernstück, dem großen Konzertsaal mit 2150 Plätzen, ging es seit Monaten nicht voran. Grund: Hochtief weigerte sich, das 2000 Tonnen schwere Dach abzusenken, also mit dem Gebäude zu verbinden. Dies ist Ende November unter dem Druck der Verhandlungen endlich geschehen.
Jetzt kann also der Innenausbau und die sogenannte Technische Gebäudeausrüstung, kurz TGA, beginnen. Hier lauern noch überall unbekannte Risiken. Die Innenverkleidung des Konzertsaals, die sogenannte „Weiße Haut“, ist noch nie gebaut worden. Sie besteht aus mehr als 10 000 einzeln gefertigten Gipsfaserplatten. Welche Probleme bei ihrem Einbau entstehen könnten, kann also noch niemand abschätzen, Erfahrungswerte gibt es nicht. Auch der riesige Klangreflektor an der Decke des Konzertsaals, der später den Schall optimal im Saal verteilen soll, ist noch nie zuvor gebaut worden.
Für die Akustik, das Wichtigste für einen Konzertsaal, - und die Elbphilharmonie soll ja einmal zu den zehn besten Konzerthäusern der Welt gehören - ist der renommierte Japaner Yasuhisa Toyota zuständig. Doch ausgerechnet für diesen hoch komplexen Bereich will Hochtief keine Risikogarantie übernehmen. Ein Problem, das auch die Grünen erkannt haben: „Weil zum Beispiel die Akustikplanung für den Konzertsaal ausgenommen ist, könnte die Summe am Ende deutlich höher liegen“, meinte der Fraktionsvorsitzende Jens Kerstan. In diesem hoch sensiblen Bereich zu sparen, könnte aber auch nach hinten losgehen. Das passierte beim Bau der Oper in Sydney - und hinterher beklagten Kritiker und Künstler die schlechte Akustik.