Element of Crime: Ganz ähnlich, nur anders
Die Band Element of Crime bannte das Publikum im Stahlwerk.
Düsseldorf. Wenn Sven Regener so etwas wie ein positives Wachstum seines meist melancholischen Gemütszustandes verspürt, reißt er auf der Bühne die Arme hoch. Die Gitarre hängt dann locker über seinen Schultern, mit einem altersadäquaten Ruck wirft der 50-Jährige seinen wuchtigen Oberkörper in die Gerade und ruft lauthals: „Romantik“.
Dass Regeners Wortbeiträge in dieser zweistündigen Darbietung der Band Element of Crime damit annähernd beschrieben sind, stört keinen der Besucher im Düsseldorfer Stahlwerk. Sie kennen das ja. Seit 25 Jahren. Wer nur lange genug spielt, verlässt irgendwann die Geheimtipp-Ecke. Der Schlauchsaal im Stahlwerk ist prall gefüllt, ausverkauft.
Regener schreibt Bücher („Herr Lehmann“, „Neue Vahr Süd“, „Der kleine Bruder“) von wunderbarem Stil, er schreibt Texte, wie das kein anderer kann in dieser Republik, aber er redet nicht eben im Überfluss. Verschroben, knorrig nennen ihn manche.
Dabei ist längst bekannt, dass die wirklich guten Texte nur einem pseudo-autistischen Kopf entspringen können. Der hellste Punkt der kargen, dunklen Bühne ist der Sänger und Dichter.
Der Rest der Kapelle ist Bass, Gitarre, Schlagzeug. Sind phantasievolle Arrangements, alles lange bewährt und auf die Spitze getrieben unaufgeregt. Im Vordergrund steht noch ein Streicher. Das alles muss man mögen, aber wen man es mag, liebt man es.
Die Gruppe, deren Name einem gleichnamigen Film von Lars von Trier entlehnt ist, spielt sich entspannt durch die eigene Bandgeschichte. Stets „ganz ähnlich, nur anders“, wie Regener sagt. Sanft, melancholisch meist („Am Ende denk’ ich immer nur an Dich“, „Weißes Papier“), hin und wieder folkloristisch („Der weiße Hai“, „Kaffee und Karin“, „Delmenhorst“).
Der Schwerpunkt liegt auf den neueren Stücken und dem 2009er Album „Immer da wo du bist, bin ich nie“. Doch auch ein Werk aus dem aktuellen Cover-Album „Fremde Federn“, dessen Akzeptanz bei den Fans noch Zeit braucht, wird von der Bühne in den Saal geworfen: „You only tell me you love when you’re drunk“ von keinen geringeren als den Pet Shop Boys.
So spielen und spielen sie, das Publikum schweigt während und klatscht nach dem Lied, drei Zugaben. Ende. Dann wird es in die Nacht entsendet, frei nach Regeners Textzeile aus „Über Dir der Mond“: „Du hast hier nichts verloren, geh’ nach Hause, am Ende dieses Ganges ist die Tür.“ Sie kamen, musizierten ins Herz und gingen. Und beim nächsten Mal kommen sie wieder. Ganz ähnlich. Nur anders