ESC-Vorentscheid: Beim Barte des Interpreten

Acht Kandidaten wollen am 23. Mai zum ESC-Finale nach Wien. In Sachen Gesichtsbehaarung gibt es einen Favoriten. Immerhin.

Noch haariger als Conchita: Andreas Kümmert.

Foto: dpa

Düsseldorf/Hannover. Seit dem vergangenen Jahr ist der Eurovision Song Contest (ESC) eine reichlich haarige Angelegenheit. Zum einen, weil eine bärtige Sängerin namens Conchita Wurst aus Österreich den quietschbunten Sangeswettbewerb gewonnen und damit das diesjährige Finale nach Wien geholt hatte.

Zum anderen, weil eben nicht jeder erfreut war über den Sieg des Fummel tragenden Wesens — hinter der sich eigentlich der Österreicher Thomas „Tom“ Neuwirth (26) verbirgt. Besonders im Osten Europas tut man sich schwer mit Musikanten, die wie -innen aussehen und dann auch noch zur besten Sendezeit für die Belange von Lesben und Schwulen trommeln.

Zumindest was die Gesichtsbehaarung angeht, muss Andreas Kümmert (29) sich wenig Sorgen machen. Der unterfränkische Sänger aus der Blues- und Rockabteilung hat einen veritablen Rauschebart (obenrum ansonsten weniger Haare), Casting- Show-Hintergrund (2013 gewann er die dritte Staffel von The Voice of Germany) und Ambitionen, für Deutschland den Sieg beim ESC-Finale am 23. Mai in Wien zu holen.

Mit sieben weiteren Solisten und Bands tritt er am Donnerstagabend beim Vorentscheid „Unser Song für Österreich“ an. Wer mit dem Kandidaten Kümmert wenig anfangen kann, muss sich nicht groß grämen, denn auch seine Konkurrenz gehört vom Bekanntheitsgrad eher in die B-Kategorie. Das Berliner Projekt Fahrenheidt um die Produzenten Erik Macholl und Andreas John ist zwar mit Drei-Tage- Bärten hart auf Conchitas Spuren, mit ihrem „modernen Nature-Pop“ aber eher mirakulös unterwegs. Auch das Sextett Faun besetzt mit ihrer Mittelalter- Mucke samt Drehleier, Harfe und Dudelsack eher eine Nische.

Alexa Feser (35) ist solo und mit deutschsprachigen Balladen unterwegs; die Wiesbadenerin sagt wunderbar verquaste Sätze wie: „Ich will so singen, dass man mich emotional versteht. Ich will aus Wunden Weisheiten machen.“ Auf die handfeste Kraft der Töne und fröhlichen Folk- Pop verlässt sich hingegen das Kölner Duo Mrs. Greenbird, alias Sarah Nücken (32) und Steffen Brückner (39).

Mit der „altbewährten Mischung aus Größenwahn und Minimalismus“ (O-Ton) versucht es das Berliner Frauen-Quartett Laing: Produzentin Nicola Rost dreht gemeinsam mit den Sängerinnen Johanna Marschall und Larissa Pesch sowie der Tänzerin Marisa Akeny Minimal-Elektro, Pop und R’n’B durch den musikalischen Fleischwolf — das Finale in Wien immer im Blick.

Das hat auch Jewgeni Grischbowski (23, Drei-Tage-Bart) alias Noize Generation. Der DJ aus München ist bisher vor allem durch Remixe für One Republic, Gorillaz und Skrillex aufgefallen. Auf den letzten Drücker schaffte es Ann Sophie (24) in den Vorentscheid: Sie gewann in der vorigen Woche in Hamburg den letzten freien Platz für „Unser Song für Österreich“.

Drei Jahre lebte die in London geborene Sängerin in den USA, studierte Schauspiel in New York — und singt mit ihrer Band in Clubs ihrer Wahlheimat Hamburg. Größere Namen sind nicht im Rennen. Möglicherweise, weil für Deutschland beim ESC nach dem Sieg von Lena Meyer-Landrut 2010 nicht mehr viel zu wollen ist. Beim Vorentscheid 2014 flog die hochfavorisierte, weil halbwegs bekannte Kapelle Unheilig raus — und das Trio Elaiza zum Finale. Da stand dann aber ein Bart im Mittelpunkt.