Eurovision Song Contest: Schwedens „Euphoria“ siegt
Roman Lob belegt Platz acht. Der Gastgeber nutzt den ESC zur Eigenwerbung.
Baku. Die Scheinwerfer beim Eurovision Song Contest (ESC) in Baku sind erloschen, sie beleuchteten den politischsten Grand Prix aller Zeiten. Der deutsche Teilnehmer Roman Lob (21, Foto) holte mit grauer Mütze, Welpenblick und der Ballade „Standing Still“ den achten Platz für Deutschland. „Ich bin glücklich. Achter Platz! Was will man mehr?“, sagte der Sänger.
Ex-Weltstar Engelbert Humperdinck, der für Großbritannien antrat, wurde Vorletzter. Star des Showfinales war Siegerin Loreen aus Schweden mit dem Dancepop-Song „Euphoria“. Die 28-Jährige, die am Rande des ESC Menschenrechtler besuchte, sagte, dass sie die Aserbaidschaner weiter unterstützen wolle. „Wie? Auf jede Weise, die Ihr wollt.“
Die Bürgerrechtlerin Lejla Junus lobte, dass Loreen sich als einzige Künstlerin im Gegensatz auch zu den Organisatoren von der Europäischen Rundfunkunion mit dem Besuch bei der Opposition zu demokratischen Grundwerten bekannt habe. Junus kritisierte, dass die Schwedin von regierungstreuen Medien als „Drogenabhängige“ und „Prostituierte“ verunglimpft werde.
Viele westliche Fans in der Crystal Hall am Kaspischen Meer atmeten auf, dass 2013 mit Schweden ein demokratischer Staat den ESC ausrichtet. „Gott sei Dank, ein vernünftiges Land“, sagte Josef (46) aus München. Er habe sich in Baku von Sicherheitskräften beobachtet gefühlt.
Die schwarzhaarige Schwedin Loreen vermied mit Rücksicht auf den Gastgeber offensichtliche politische Aussagen. Ihr Tanz symbolisiere Freiheit, sagte sie aber. Die übrigen Teilnehmer mieden das Thema. Nur Anke Engelke erinnerte als deutsche ESC-Juryvorsitzende bei der Punktevergabe daran, dass es gut sei, „eine Wahl zu haben“.
Die islamisch geprägte Südkaukasusrepublik an der Grenze zum Iran nutzte ihren ersten ESC und das größte internationale Ereignis der Landesgeschichte zur Eigenwerbung. Die Fernsehbilder zeigten den schillerndsten und kleinsten Teil des Landes. Doch auch Lichterglanz und Musik konnten die kritischen politischen Stimmen und Bilder nicht überdecken. Viele Menschen hatten in Baku für das Recht auf freie Meinungsäußerung demonstriert. Die aserbaidschanische Opposition befürchtet, dass die Repressalien nach dem Ende des Grand Prix nun zunehmen.