Fanta 4: „Die da“ sind schon Zwanzig

Die Pioniere des deutschen Sprechgesangs feiern ihr Jubiläum.

Düsseldorf. Was die Fantastischen Vier seit nun schon 20 Jahren antreibt, haben sie immer freimütig bekannt: Ruhm. Sie wollten bekannt und berühmt werden, schafften prompt mit ihrem Blödel-Song "Die da !?!" 1992 den Durchbruch und werden seither begeistert von den Massen konsumiert.

Das brachte ihnen zwar des Öfteren die Häme ihrer Rap-Kollegen ein, von denen sie wahlweise als "zu lieb" oder "unglaubwürdig" beschrieben wurden.

Aber wer Erfolg hat, hat im Musikgeschäft schließlich recht, und mit dem Spott umgehen können "Die Vier" sowieso: "Typen wie ihr zieht doch den Rap in den Dreck, und müsst weg", sangen sie selbstironisch in dem Lied "Michi gegen die Gesellschaft". Verkannt wird dabei, besonders von (ehemaligen) Kontrahenten, dass "Die Vier" für den deutschen Sprechgesang viel, ja fast alles getan haben.

Sie befreiten den Rap von der scheinbaren Notwendigkeit des Englischen. Der Trend war, wie so vieles, aus den USA herübergeschwappt, die Band wollte ihn fortführen. Aber es ging nicht. Weil sich die Sprache zwar cool, aber nicht echt angefühlt habe, wie Michael Bernd Schmidt alias Smudo es einmal beschrieb.

Weil Sätze wie "Ich bin einsam" ernst genommen würden, während oft gehörte Phrasen wie "I am lonely" niemanden mehr berührten. Fortan rappen sie deutsch.

Ihr eigenes Label bietet deutschem Rap eine Plattform. Zusätzlich gründeten sie 1996 "Four Music", das mittlerweile namhafte deutsche Künstler wie Clueso, Blumentopf und Freundeskreis unter Vertrag hat. Sie alle haben diese Plattform für sich genutzt und sind mehr oder weniger stark im Windschatten der "Fantas" bekannt geworden.

Viele Erfolge gab es für die Pioniere des deutschen Sprechgesangs: Das Album "Lauschgift" setzte 1995, zumindest für deutsche Verhältnisse, Maßstäbe in der Album-Produktion. "4:99" schaffte es als erste ihrer Platten an die Spitze der deutschen Albumcharts und das "Unplugged"-Album aus dem Jahr 2000 ist schon fast allgemeines Kulturgut.

Als die Gruppe 2007 mit "Fornika" ihr bislang letztes Werk vorlegte, hatte sie sich wieder einmal neu erfunden. In 20 Jahren Bandgeschichte haben sich Songs wie "Sie ist weg", "Tag am Meer" und "Einfach sein" tief ins kollektive Gedächtnis gegraben. Dabei bleibt rätselhaft, was diese so unterschiedlichen Typen verbindet.

Hausmarke (Michael Beck), "der hinter Thomas D. und Smudo meist im Halbschatten steht", ist nebenbei DJ mit Elektro-Faible. Über And.Ypsilon (Andreas Rieke) weiß man so gut wie gar nichts - nur, dass er den Rampenlicht-Drang der Kollegen nicht hat. Er ist der kluge Kopf hinter dem Klang der Gruppe.

Doch gerade die zwei im Vordergrund scheinen wenig gemein zu haben. Thomas D. (Dürr) hat einen starken Faible fürs Esoterische und lebt in einer Kommune in der Eifel, von wo aus er ein Leben in Einklang mit der Natur predigt, während Kollege Smudo Hobby-Rennfahrer ist und schon mal Werbung für den neuen GTI macht.

Klar, dass bei dieser Konstellation keine Botschaft herauskommen kann. Die "Fantas" haben keine Mission. Ist aber auch egal. Sie können und wollen Spaß haben, gerne mit viel Publikum. Fest steht: Irgendwann kommt immer der Bär. Andreas "Bär" Läsker ist Manager der Gruppe und motiviert sie, wie die Band sagt, immer wieder zu einem Album.

Das nächste ist für Frühjahr 2010 geplant. Bis es soweit ist, feiern sich die Musiker erst mal selbst. An diesem Samstag wird auf dem Cannstatter Wasen ihrer ehemaligen Heimatstadt Stuttgart das "Heimspiel" stattfinden (siehe Kasten) - gewohnt bescheiden ist es als "Das Konzert des Jahres" angekündigt. Die Band samt Sinfonieorchester erwartet 50.000 Zuschauer.

Was von den Vieren in Zukunft noch zu hören sein wird, weiß natürlich keiner. Am wenigsten wissen es wohl sie selbst. Frei nach Arthur Schopenhauer, den sie in ihrem Song "Konsum" zitieren: "Du kannst zwar machen was du willst aber nicht wollen was du willst." Macht mal. Wird schon gut werden.