Gastspiel: Moustakis Leichtigkeit des Seins

In der Düsseldorfer Tonhalle begeistert der Chansonier Georges Moustaki ein kleines Publikum von Kennern.

Düsseldorf. Der aus Alexandria stammende Georges Moustaki ist Legende. Für die Großen des französischen Chansons hat er geschrieben, Edith Piaf den Welterfolg Milord beschert, eher er sich Mitte der sechziger Jahre selbst als Métèque, als ewiger Fremdling, in die Herzen der jungen Generation schrieb. Und nun kommt dieser Mann ganz leger in Weiß auf die Bühne der Tonhalle, gemessenen Schrittes.

Dass er inzwischen über siebzig ist, merkt man. Er wirkt sogar älter. Langsam sind seine Bewegungen, manchmal verliert er den Text, nicht jeder Ton sitzt. Egal, J´aimerai la vie! Mit diesem Auftakt-Lied markiert Moustaki, was ihm wichtig ist: Öffnung der Sinne, etwa für schöne Frauen, guten Wein, Musik und die stete Chance auf einen Neuanfang. Mehr braucht´s nicht zum Glück.

Von einem kleinen Ensemble unauffällig begleitet, führt der Sänger in über dreißig Stationen durch die Welt seiner großen Erfolge, besinnt sich der griechischen Wurzeln und wandelt schließlich über Brasilien bis nach Peru ("El Condor Pasa"). Das aktuelle Vagabond-Album streift Moustaki nur marginal, aber wirkungsvoll: herrlich ausgelassen und lebensfroh gelingt ihm der brasilianischen Klassiker "Bahia".

Wunderbar dezent dem gegenüber "Cet amour d´été". Wenn der Künstler am Flügel die Töne tropfen lässt und von erloschener Liebe erzählt, die doch nicht auf ewig verloren ist, dann lebt es, das Moustaki-Phänomen: Immer wieder lösen sich bei ihm Einsamkeit, Verlust und Tod in Freiheit auf. Narben bleiben kaum. Sie weichen unangestrengter, fast heiterer Überwindung.

Es hat Statur und ist das Gegenteil von blauäugiger Naivität, wenn Moustaki gleich im dritten Lied - Ma Liberté - Liebe als Fessel, als Verrat an die Freiheit hinstellt. Umgekehrt präsentiert er Einsamkeit als treuen Gefährten ("Ma solitude"). Weltschmerz und Depression haben auf Dauer keinen Bestand, immer ist alles möglich ("Le Temps de vivre").

Wer hört solche Lieder? Offenbar eine Gemeinde wissender Insider, die den Saal zur Hälfte füllt. Die mit Namen wie Hadjidakis, Theodorakis, Lima oder Piazzolla etwas anfangen kann. Manch einer schwelgte bei den Liedern wohl auch in eigenen Erinnerungen. Doch Moustaki steuert gegen. Über zwei Stunden schöpft er aus dem Vollen seines Repertoires. Augenzwinkernd mischt er Neues unter und riskiert auch mal eine Strophe auf Deutsch. Ein Blumenstrauß fliegt auf die Bühne. Standing Ovations.