Hamburgs Elektro-Elite mischt ganz vorne mit

Hamburg (dpa) - Sie jetten um die Welt und legen in den angesagtesten Clubs auf: House- und Technokünstler wie Mladen Solomun, David August oder das DJ-Duo Moonbootica sind gefeierte Stars in der elektronischen Musikszene.

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Ob in Rio oder Rom: Für enorme Gagen geben sie auf den Tanzflächen den Ton an - abseits davon erkennt sie aber kaum jemand. Und noch eines haben diese Meister des Mischpults gemeinsam: Sie kommen alle aus Hamburg.

Vor knapp elf Jahren spielte der Musikproduzent und DJ Solomun noch vor einer Handvoll Menschen auf dem Hamburger Schanzenfest. Heute gehört der 40-Jährige zur internationalen Elektro-Elite. Bereits 2012 schnappte er David Guetta in Brasilien den Preis als bester internationaler DJ weg. Weitere Auszeichnungen etwa als bester Produzent oder für den besten Remix folgten.

„Darüber freut man sich schon“, sagt der Musiker bescheiden. Von Starallüren keine Spur. Eigentlich verblüffend: Denn von seinen Gagen können einige Popsternchen nur träumen. Pro Auftritt kassiert Solomun fünfstellige Beträge, seine Tracks werden im Netz millionenfach geklickt und auf Facebook folgen ihm rund 650 000 Fans.

Seit fünf Jahren reist der Hamburger Jung mit bosnischen Wurzeln um den Globus. Im Jahr absolviert er ungefähr 130 Auftritte - in Clubs, auf Festivals aber auch am Strand. Auf Ibiza zum Beispiel. Denn auf der legendären Partyinsel hat er seine eigene Veranstaltungsreihe. Sie ist ein Meilenstein in seiner Karriere und war der Einstieg in den DJ-Olymp. „Ibiza ist mehr denn je zu einer Messlatte für unsere Musik geworden“, sagt er.

Mit seinem Partner Adriano Trolio führt Solomun seit zehn Jahren das renommierte Hamburger Tech-House-Label „Diynamic“. Bekannte DJ-Acts wie Kollektiv Turmstraße, Stimming, H.O.S.H. oder DJ Phono gehören zur seiner Künstlerriege. „Wir spielen alle oben mit“, sagt der Label-Vater, der ein sehr familiäres Verhältnis zu seinen Künstlern pflegt - Verträge gibt es keine. „Dafür ist die Szene zu klein.“

In dieser kleinen Szene ist auch David August ein Begriff. Der 25-Jährige mischt seit rund fünf Jahren oben mit und hat sich vor allem mit eigenen Produktionen wie „Moving Day“ einen Namen gemacht. „90 Prozent der Tracks, die ich in Clubs spiele, sind von mir“, sagt August. Ein wichtiger Schritt nach vorne war der Auftritt im prestigeträchtigen Boiler Room. Der Streaming-Dienst nimmt DJ's per Webcam bei der Arbeit auf. „Der Boiler Room hat eine große Reichweite und ist sicher ein Erfolg für mich gewesen.“

Der angehende Tonmeister bespielt aber nicht nur Online-Plattformen und Berliner Technotempel wie das berühmte Berghain, sondern auch große Konzertbühnen. Zuletzt war er mit dem Deutschen Symphonie-Orchester für drei Auftritte unterwegs - alle Shows waren ausverkauft. „Je mehr ich voranschreite in der Karriere, desto wichtiger ist mir auch der Rahmen in dem ich spiele“, sagt August. Seine Klassik-Ader hat er aus seinem Elternhaus, mit gerade mal fünf Jahren bekommt er Klavierunterricht.

2011 widmet August mit „Hamburg is for Lovers“, seiner Heimatstadt einen Track. „Die Begegnungen in Hamburg haben mich als Künstler inspiriert.“ Für Solomun ist die Stadt ein „ein Qualitätssiegel für Newcomer“.

„Berlin hat zwar eine große Konsumenten-Szene, doch Hamburg ist mit einer langen Tradition an kreativen Köpfen eine sehr wichtige Stadt für elektronische Musik“, erklärt Oliver Kowalski alias KoweSix. Mit Tobias Schmidt als Tobitob ist er Teil des DJ-Duos Moonbootica und selbst in der Szene gut im Geschäft.

Dank Kooperationen mit den Beatsteaks, Deichkind und Faithless haben sich die beiden DJs ganz noch vorn gemixt. „2007 haben wir ein sehr erfolgreiches Stück mit Jan Delay herausgebracht - danach war uns klar, dass wir ein wichtiges Level erreicht hatten“, sagt KoweSix, der mit seinem Partner auch auf Festivals wie Rock am Ring unterwegs ist und tausende Zuhörer erreicht. „Als DJ bist du Entertainer und Künstler. Nur wenn das Verhältnis zwischen den beiden Extremen ausgewogen ist, kannst du langfristig und auch kommerziell erfolgreich sein.“