Jubelstürme für „The Sound of Music“ in Salzburg
Wien/Salzburg (dpa) - Nach mehr als einem halben Jahrhundert haben sich auch die Salzburger mit ihrem weltweit wichtigsten Botschafter angefreundet: Die Premiere des in der Barockstadt spielenden Musicals „The Sound of Music“ ist am Sonntagabend im Landestheater umjubelt worden.
Es war das erste Mal, dass das Ende der 50er Jahre am Broadway uraufgeführte Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein in Salzburg zu sehen ist. Nun wird es wahrscheinlich Dauergast auf dem Spielplan.
Das Musical und der darauf basierende US-Spielfilm mit Julie Andrews haben in Amerika und Asien Kult-Status und prägen bis heute das Österreich-Bild in der Welt. 300 000 Menschen kommen nach Schätzungen von Salzburg Tourismus jährlich nur deshalb in die Stadt. Bloß die Salzburger waren bisher skeptisch: Die Geschichte um die wachsende Liebe zwischen einer jungen Novizin und dem verwitweten Baron von Trapp vor dem Hintergrund des Nazi-Terrors wecke wohl zu viele ungute Erinnerungen, vermuteten viele.
„Salzburg hat "sein" Musical ins Herz geschlossen wie einen verlorenen Sohn“, schreibt die österreichische Nachrichtenagentur APA nun nach der mit Ovationen gefeierten Premiere. Die ein halbes Jahrhundert andauernde Ignoranz sei wohl eher der Scham als geschmacklichen Gründen geschuldet gewesen: „Aber jetzt sind die Berührungsängste überwunden, die Welt ist wieder in Ordnung und die Familie Trapp endlich zu Hause.“
Der NS-Zeit und dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland wird in der Inszenierung von Andreas Gergen und Christian Struppeck mehr Raum eingeräumt als im Film. Doch von den US-Lizenzgebern gab es Vorgaben: „Sie haben gesagt, der Name Hitler darf nicht vorkommen, obwohl es nicht authentisch ist“, erzählen die Regisseure im ORF. Sie setzen dennoch neben der rührseligen Liebesgeschichte und den weltbekannten Ohrwürmern auch auf Szenen, die den Terror damals deutlich machen. Die richtige Balance, urteilen Beobachter.
Die Musical-Stars Uwe Krüger als gestrenger Baron und Wietske von Tongeren als singende Novizin mit Kindermädchen-Auftrag überzeugen Publikum und Beobachter voll. „Die Inszenierung besticht aber vor allem durch ein prächtiges Ensemble, angeführt von den sechs Kindern und Hanna Kastner als Liesl“, lobt der ORF. Auch das Salzburg-Schnörkel- und Bergidyll-freie Bühnenbild findet Zustimmung. „Die Aufführungsserie wird ein Renner, aber die Kunst wird dabei nicht verraten. Ein ehrlicher Erfolg“, urteilen die „Salzburger Nachrichten.“