Konzertbericht Justin Timberlake liefert grandioses Konzert in Köln

Köln · Köln. Justin Timberlake fliegen auch nach 20 Jahren noch die Herzen und BHs seiner weiblichen Fans entgegen. Und der US-Musiker nimmt es mit Humor. Sagt einem Mädchen in der ausverkauften Lanxess-Arena: „Wenn Du heute Abend nach Hause kommst und deine Mutter fragt, warum du keinen BH mehr anhast, sag nicht, dass es mein Fehler war.“ Ein Fehler des 37-jährigen Sängers mag es nicht gewesen sein, aber einen überaus großen Anteil daran hat er.

Justin Timberlake. Archivbild.

Foto: Victoria Jones

Denn in Köln liefert Timberlake eine fulminante Show.

Mit „Filthy“, dem Opener seines aktuellen Albums „Man of the Woods“, eröffnet er auch den Abend in der Arena. Beweist, dass er immer noch ein brillanter Tänzer ist. Auch in Sneakers, Jeans und T-Shirt. Die Anzüge von früher hängen längst im Schrank. Macht nichts. Ist ja auch viel bequemer so. Vor allem, wenn man die gesamt Bühne, die quer durch den Innenraum verläuft, als eine riesige Tanzfläche begreift. Und die nutzt Timberlake. Solo und mit seiner Band und seinen Tänzern, den Tennessee Kids.

Eine Stunde gibt der 37-Jährige Vollgas, spielt bis dahin Songs seiner fünf Soloalben. Die größten Hits „Love Stoned“, „Señorita“, „Cry me a river“, „Sexyback“ und „Suit & Tie“ sind bis dahin bereits verklungen und mit ihnen die ganz lauten Jubelschreie. Das vom Alter durchgemischte, überwiegend weibliche Publikum, scheint die alten Songs mehr zu mögen. Sie können eine kleine Zeitreise machen, sich noch einmal wie Teenager fühlen. Trotzdem und natürlich gibt es auf der „Man of the Woods“-Tour aber auch die neuen Lieder zu hören — „Midnight Summer Jam“ und „Man of the Woods“ vom aktuellen Album oder auch das ganz neue „Soulmate“, den Titeltrack für laue Sommernächte.

Von der kann in Köln keine Rede sein, es ist vielmehr eine heiße. Timberlake heizt den 19000 Fans so richtig ein. Beweist sich mal als DJ, greift dann selbst zur Gitarre oder setzt sich ans Keyboard. Timberlake hat sich in den vergangenen Jahren als Entertainer einen Namen gemacht und hat von alldem nichts verlernt. Und er überrascht. Etwa, wenn er mitten auf der Bühne ein echtes Lagerfeuer entzündet, auf Holzbänken sitzt und im Holzfällerhemd Songs von Fleetwood Mac, Lauryn Hill und den Beatles covert. Waldromantik auf die Spitze getrieben. Andererseits ganz erfrischend, dass es noch Künstler gibt, die auf Konfetti und Pyrotechnik verzichten.

Nach der kleinen Akustik-Session am Lagerfeuer setzt Timberlake zum Schlussspurt an. Die ersten Akkorde von „Say Something“ erklingen, erst in einer seichteren Variante, dann mit voller Kapelle. Es wird noch einmal rockig in der Lanxess-Arena. Und laut. Beim Klassiker „Rock your Body“ zeigt Timberlake sein ganzes Repertoire an Tanzmoves und, dass er trotz des Erfolgs über die Jahre ein nahbarer Musiker geblieben ist. Während er so singt und tanzt, reicht er den Fans die Hände und macht Selfies mit ihm angereichten Smartphones. Justin Timberlake weiß wie es geht. Und weil da so ist, mischt er sich mitten in die Menge und — wie könnte es anders sein — tanzt was das Zeug hält. Zur Krönung gibt es nach zwei Stunden den oscar-nominierten Song „Can’t stop the feeling“. Danach ist Schluss. Ohne Zugabe, ohne Feuerwerk. Das gibt es an diesem Abend nur bei den Kölner Lichtern.