Justiz-Thriller um Michael Jacksons Tod geht weiter

Los Angeles (dpa) - Mit nur einem Justiz-Thriller um den Tod von Michael Jackson ist es nicht getan:

Nach einem schlagzeilenträchtigen Prozess gegen den Leibarzt des Sängers, Dr. Conrad Murray, hatte es im November 2011 einen Schuldspruch gegeben. Der Herzspezialist wurde wegen fahrlässiger Tötung zur Höchststrafe von vier Jahren Haft verurteilt. Späte Genugtuung für die Familie und die Fans des „King of Pop“, der am 25. Juni 2009 an der Überdosis eines Narkosemittels gestorben ist. Murray hatte dem Sänger über Wochen hinweg als Schlafmittel seine „Milch“ gegeben, so nannte Jackson das weißliche Propofol, das ihn am Ende das Leben kostete.

Nun geht es mit einer Zivilklage wieder vor Gericht. Es geht um viel Geld. Und wieder dürften schockierende Einzelheiten aus dem 50-jährigen Leben des Popstars ans Licht kommen.

Jacksons Mutter Katherine (82) und seine drei Kinder haben den amerikanischen Konzertveranstalter AEG Live auf Schadenersatz verklagt. Sie werfen dem Unternehmen unter anderem vor, die Gesundheit und Sicherheit des Stars aus Profitsucht vernachlässigt zu haben. Das Unternehmen organisierte die für Sommer 2009 geplante Comeback-Konzertreihe des Sängers in London.

AEG Live soll für die Einstellung von Murray zur Verantwortung gezogen werden. Der Leibarzt verdiente angeblich 150 000 Dollar (etwa 115 000 Euro) im Monat, um den Sänger bei seinen Proben für die Auftritte gesund und fit zu halten. Jackson starb wenige Woche vor dem geplanten Show-Auftakt.

Es geht um Millionen, möglicherweise um Milliarden. Die Angehörigen wollen mit einer Summe entschädigt werden, die Jackson nach seiner Comeback-Tour und einem Karriereschub hätte verdienen können. Seine älteren Kinder, Prince (16) und Paris (14), werden im Zeugenstand erwartet. Beide wurden von den Anwälten des Konzertveranstalters bereits in die Mangel genommen. Nur der zehnjährige Blanket, der beim Tod seines Vaters gerade sechs Jahre alt war, bleibt von eidesstattlichen Aussagen verschont. Spannend wäre auch ein Auftritt von Conrad Murray vor Gericht. In seinem eigenen Strafprozess hatte der Arzt geschwiegen.

Beim Gericht macht man sich auf ein langes Verfahren gefasst. Es soll am Dienstag mit der Auswahl der Juroren beginnen. 45 bis 60 Prozesstage seien angesetzt, teilte eine Gerichtssprecherin vorab der Nachrichtenagentur dpa mit. Bis zu drei Monate kann das dauern.

Schnell geht es bei Jackson-Prozessen selten zu. Als der Sänger 2005 im kalifornischen Santa Maria wegen Verdachts auf Kindesmissbrauch vor Gericht stand, zog sich das Verfahren über vier Monate hin. Es endete mit einem für Jackson triumphalen Freispruch in allen Anklagepunkten.

In der Klage gegen AEG Live erhebt Jacksons Familie schwere Vorwürfe. Der Sänger sei bei seinen letzten Proben körperlich am Ende gewesen. Der Veranstalter habe den labilen Zustand des Sängers gekannt, ihn aber nicht geschont. Murray sei unter Druck gesetzt worden, seinen Patienten um jeden Preis fit zu halten. E-Mails und vertrauliche Anweisungen der Konzertmanager sollen der Anklage als Beweisstücke dienen.

AEG-Anwalt Marvin Putnam erklärte laut CNN vorab, dass Murray von Jackson als persönlicher Arzt eingestellt worden sei. Der Konzertpromoter habe mit dieser Wahl gar nichts zu tun gehabt.

Mit dem Prozess rückt die Jackson-Familie erneut ins Rampenlicht. Seit dem Tod des Sängers geht der Rummel um ihn weiter. Seine Brüder Jackie, Tito, Jermaine und Marlon gehen in Erinnerung an den „King of Pop“ seit Monaten auf Tour. Anfang März standen sie auch in München auf der Bühne. Mit einer Neuauflage von Jacksons Hit-Album „Bad“ zum 25. Jubiläum rollte die Vermarktungswelle im vorigen Herbst weiter.

Auch Jacksons Kinder, unter der Obhut von Großmutter Katherine und Cousin TJ Jackson, halten die Erinnerung an ihren Vater wach. Im vorigen Jahr hatten sie Jackson mit einem Abdruck seiner Tanzschuhe und eines Handschuhs vor dem Grauman's Chinese Theatre in Hollywood verewigt.