Katy Perry: „Man muss sich immer wieder neu erfinden“

Köln (dpa) - Die US-amerikanische Sängerin Katy Perry (29) bricht Rekorde am laufenden Band - erst vor kurzem hat sie Justin Bieber bei Twitter überrundet, was die Follower-Zahl angeht.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa spricht Perry über Erfolgsdruck, ihre Kollegin Miley Cyrus und ihre mehr als 47 Millionen Anhänger.

Frage: Sie gehören momentan zu den erfolgreichsten Popstars weltweit. Spüren Sie einen hohen Erwartungsdruck, wenn Sie neue Musik machen?

Antwort: Manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt noch mal ein Lied schreiben kann. Und dann fange ich an und merke, es geht noch, es ist in mir drin. Ich habe die Hälfte meines Albums in meiner Heimatstadt Santa Barbara aufgenommen. Und das erdet mich. Wenn ich dort bin, dann bin ich ungeschminkt, ziehe bequeme Kleidung an und werde einfach zu Katheryn Hudson - das bin ich.

Frage: Ihr neues Album „Prism“ hat ja einen sehr aktuellen Titel. War das Absicht oder Zufall?

Antwort: Das war Zufall. Ich spreche vom Wort „Prism“ in seiner ursprünglichen Bedeutung, nämlich dass Licht in ein Objekt kommt und dort bricht. Als ich in einer dunklen Phase in meinem Leben war, habe auch ich nach und nach immer mehr Licht, mehr Sonne in mein Leben zurückkommen lassen. Das hat meine Lieder beeinflusst.

Frage: Auf dem Album haben Sie auch mit Ihrem Freund, dem Musiker John Mayer, zusammengearbeitet. Hat das gut funktioniert?

Antwort: Ja, total. Er kam einfach mal rein und spielte bei ein paar Liedern die Gitarre. Er ist ein richtiges Talent. Wir nahmen unsere Platten ungefähr zur selben Zeit auf, und dann ging mal ich zu ihm rüber oder er kam eben zu mir.

Frage: Seit kurzem haben Sie Ihr Aussehen, ihren Look verändert. Es gibt keine allzu verrückten Kleider und bunten Perücken mehr. Ist das der Abschied vom California Girl?

Antwort: Ich denke, wenn ich so weitergemacht hätte wie bisher, hätten sich die Leute schnell gelangweilt. Man muss sich immer wieder neu erfinden. Ich bewundere Madonna, die ist die Königin der Neuerfindung. Bei meinem Album „Teenage Dream“ vor ein paar Jahren habe ich beinahe einen Cartoon geschaffen. Nun bekommt man mehr von mir anstatt von diesem übertriebenen Charakter zu sehen.

Frage: Sie haben bei Twitter vor kurzem Justin Bieber überholt und sind nun der Star mit den meisten Anhängern. Wenn Sie „Guten Morgen“ schreiben, können Ihren Tweet mehr als 47 Millionen Anhänger sehen. Wie real ist das Ganze für Sie?

Antwort: Es ist aufregend, aber auch erschreckend. Manchmal fühlt es sich so an, als ob man auf einem Atomkraftwerk sitzt. Ich nehme das aber nicht zu ernst und ich glaube, das ist ein Grund, weshalb ich so viele Follower habe. Es geht nicht nur um Werbung, kauft dies, kauft das. Der Account soll ein echtes Fenster zu mir sein. Ich betreibe meinen Twitter-Account ganz alleine. Das merkt man schon an all den Sachen, die ich falsch schreibe.

Frage: Wenn Sie junge Kolleginnen wie Miley Cyrus beobachten, die sehr jung sehr erfolgreich geworden ist und sich jetzt austobt - können Sie das nachvollziehen?

Antwort: Ich verstehe ihre Emanzipation total. Ich stimme nicht immer damit überein, aber es ist total okay, weil es ihr Weg ist. Ich verstehe, dass Miley jetzt anfängt, die Künstlerin zu sein, die sie sein will. Sie hatte noch nie diese Freiheit, weil sie lange noch minderjährig war. Und jetzt nutzt sie die eben. Und hey: Sie ist wirklich ein süßes, lustiges Mädchen - und sie ist jung, so wie wir es alle mal waren.

Frage: Sie werden ständig von Paparazzi verfolgt, die Ihr Leben dokumentieren. Nervt Sie das noch?

Antwort: Ich habe gelernt, durch Garagen zu gehen und Ausflüge in Wäschelastwagen zu machen. Aber generell spiele ich das Spiel der Paparazzi nicht mit - und das wissen die auch. Ich stolziere nicht durch die Straßen oder rufe sie an und sage ihnen, ich will fotografiert werden. Das kommt durchaus vor bei anderen. Ich habe all das nie getan, weil ich weiß, dass es ein gefährliches Spiel mit dem Feuer ist. Außerdem bin ich einfach nicht wirklich skandalös.

Frage: Sie mussten selbst an viele Türen klopfen, bevor Ihre Karriere losging. Wie hat Sie das geprägt?

Antwort: Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass du dir als Künstler die Sachen hart erarbeitest. Es ist wichtig, erst in den kleinen Cafés zu spielen, dann in den Clubs und Theatern. Man sollte keinen Schritt auslassen, man lernt dabei, es ist ein Prozess, der dich formt und dir einen Rahmen gibt, der wichtig ist, wenn man auf einem hohen Niveau arbeiten will. Ich gucke gern Talentshows, aber ich glaube nicht daran, dass sie ein guter Weg sind, um wirklich erfolgreich zu werden - auch wenn es ein paar Ausnahmen gibt.

Frage: Bei der letzten US-Wahl haben Sie Barack Obama unterstützt. Verfolgen Sie Politik?

Antwort: Ich bin generell an Politik interessiert, weil Politik und die Menschen, die unser Land führen, unsere Welt gestalten. Und ich sorge mich um Menschen und wie sie behandelt werden. Ich lese nicht so viel Zeitung, aber ich bin jeden Morgen auf „cnn.com“ und habe ein Abo von der „Week“, das ist ein Kollektiv von Zeitungen.