Kirchenchor singt mit Unheilig
Junge Sänger treten heute mit deutschem Popstar auf.
Köln. Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton hat mit ihnen gesungen, der Papst hat ihnen zugehört und selbst die Hardrocker von Manowar haben sie auf die Bühne geholt. Wenn es darum geht, Köln nach außen zu präsentieren, kommt kaum ein Großereignis am Kirchenchor St. Stephan vorbei. Sie singen bei der Bambi-Verleihung genauso wie beim Weltjugendtag. Jetzt steht das nächste Großereignis an — am Samstag treten die jungen Kölner Sänger gemeinsam mit dem Grafen beim Unheilig-Open-Air vor 40 000 Fans auf.
Der Kontakt des Musikstars mit dem Chor kam eher zufällig zustande: „Wir standen in Köln im Studio und haben unser Album aufgenommen. Ein Studio weiter hat der Graf gerade seine CD ‘Große Freiheit’ eingespielt“, erinnert sich Chorleiter Michael Kokott. Und als man bei Unheilig einen Chor für den späteren Hit „Geboren um zu leben“ sucht, ist der Weg ins Nachbarstudio nicht weit.
Wer Unheilig eigentlich ist, erfährt Kokott erst nach einer kleinen Internetrecherche: „Das waren ziemlich düstere Bilder. Aber beim ersten Kontakt hat sich der Graf als netter Typ herausgestellt.“ Es folgen diverse Fernsehauftritte von TV Total bis zur Songcontest- Party auf der Reeperbahn. „Da hatten wir unsere Garderobe in einem Stundenhotel“, erinnert sich der Chorleiter schmunzelnd.
Der Auftritt im Stadion ist für beide Seiten der bisherige Höhepunkt der Zusammenarbeit. Allerdings hat man im Gegensatz zum Grafen beim Chor schon Erfahrung mit einem solch großen Publikum. „Wir sind 1987 vor Papst Johannes Paul II. aufgetreten. Da hatten wir im Stadion 60 000 Zuschauer“, sagt Kokott
Bei den Proben im Gemeindesaal von St. Stephan in Lindental gehen die Sänger relativ gelassen mit dem großen Auftritt um: „Es ist toll, so etwas einmal zu erleben. Aber eigentlich ist unser Part ja nicht so groß — wir haben zwei Lieder“, sagt Chorsprecher Ken Reise.
Mehr als 100 Sänger und Sängerinnen zwischen 16 und 29 Jahren gehören zum Jugendchor. Eine von ihnen ist Studentin Nicola Ruppik (26): „Ich war neu in der Stadt und habe Anschluss gesucht. Inzwischen habe ich viele Freunde hier gefunden. Es tut gut, aus dem Unialltag herausgerissen zu werden und die Gemeinschaft zu erleben.“