Klaus Hoffmann: Mit Pathos und großen Gesten

Klaus Hoffmann gilt als bester deutscher Chansonnier. Um Revolution ging es ihm selten — mehr um den Aufruhr der Gefühle.

Düsseldorf. „Als wenn es gar nichts wär“ hat Klaus Hoffmann (62) seine im vergangenen Jahr veröffentlichten Erinnerungen „Aus meinem Leben“ überschrieben. Darin spielt er einmal mehr mit seiner eigenen, an Metaphern so reichen und oft verschnörkelten Sprache, die Deutschlands bester Chansonnier zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Der Sänger, Gitarrist und Poet geht auch nach vier Jahrzehnten noch immer seinen eigenen Weg. Dieser führt ihn am Donnerstag und Freitag nach Düsseldorf, wo Hoffmann jeweils um 20 Uhr im Savoy auftritt.

Herr Hoffmann, Ihnen haftet nach wie vor das Attribut des Liedermachers an, das heute wie eine Bezeichnung aus vergangenen Zeiten klingt — fühlen Sie sich manchmal wie ein Künstler von gestern?

Klaus Hoffmann: Eher wie ein Mensch von gestern. Schließlich hatte ich mir ja immer gewünscht, Künstler zu werden und meine Künstlerkollegen gefragt, was ein Künstler sei und wie man damit lebe — und nun bin ich das tatsächlich geworden. Natürlich bin ich auch ein Gestriger, doch andererseits habe ich mich nie als Liedermacher in dem Sinne verstanden, wie es diese Liedermacher der 68er waren.

Statt um Revolution ging es bei Ihnen eher um den Aufruhr der Gefühle.

Hoffmann: Ich war immer einer, der versuchte, mit Pathos, Sentimentalitäten, großen Gesten und manchmal ziemlich viele Metaphern, die ich auch selbst erst einmal nicht verstand, meinen eigenen Weg zu erzählen. Insofern würde ich sagen: Ich bin vor allem ein Zeiger und ein Erzähler, ein Schauspieler, der nun auch noch Autor geworden ist. Ich habe alles getan, damit man mich nicht in irgendeine Schublade presst.

Immerhin bieten solche Schubladen ja einen Wiedererkennungswert.

Hoffmann: Klar, der Barde mit der Gitarre, das ist Reinhard Mey; der politische Barde mit der Gitarre, das ist Biermann oder Wader — doch ich habe mich immer vor einer Einsortierung als Chansonnier gedrückt. Ich bin eher so ein Woody Allen-Typ, der an sich immer wieder eine Geschichte erzählt, die um sein Leben rankt, doch man weiß nie so recht, was daran jetzt erfunden ist und was nicht. Aber ich werde dabei immer eine Haltung zeigen: „Erinnere dich, damit es weiter geht“, wie Neil Young so treffend auf seinem letzten Album gesagt hat.

Es gibt von dem jungen Kollegen Philipp Poisel den Satz „Man muss nur nach innen hören und das dann erzählen“ — ein Gedanke, der Ihre Grundhaltung treffend beschreibt?

Hoffmann: Diesen Satz in den 68ern, und du wurdest aus dem Marx-Kreis geschmissen. Ich hatte deswegen immer Probleme, doch mit der Zeit habe ich gemerkt, dass das mein Weg ist und wahrscheinlich auch unser aller Weg, denn: Wovon willst du reden? Von der Betrachtung der Welt, nur von außen? Du musst nach innen gehen, um Fragen zu stellen.

Aber geht mit diesem Blick nach innen nicht auch eine Angst vor der Welt einher?

Hoffmann: Das wird auch so sein, aber nicht in erster Linie — sonst wäre ich nie auf die Bühne gegangen. Doch es ist kein Autist, der da von innen rausglotzt, sondern ich halte es für absolut notwendig, dass du dich auf deinen Hintern setzt und über dich Gedanken machst — und aus dem heraus musst du dann handeln. Ich habe diesen Kreis oft durchbrochen und bin dann mit Absicht über Grenzen gegangen . . .