Knollendorfer Zustände: Köln feuert Intendanten

Köln (dpa) - Der Kölner Opernintendant Uwe Eric Laufenberg (51) war gekommen, um die Pressekonferenz zu seinem eigenen Rausschmiss zu verfolgen.

Polternd und scherzend, wie es seine Art ist, nahm er unter den Journalisten im Historischen Rathaus Platz, doch umgehend eilte eine Vertreterin der Stadt auf ihn zu: „Das ist kein öffentliches Event!“ Laufenberg sei kein Journalist und müsse deshalb gehen.

Der Noch-Intendant schnaubte vernehmlich, wurde gleich ein wenig laut. Aber umgehend hatte er eine Lösung: Er rief seine Frau an, die gerade Hund Oscar ausführte, und beorderte sie zur Pressekonferenz. Triumphierend verkündete er: „Meine Frau ist Journalistin, die können Sie nicht rausschmeißen!“

So ist er, dieser Laufenberg. In nur drei Jahren hat er die Kölner Oper wieder ganz nach vorn gebracht. Er einte das zuvor zerstrittene Ensemble und holte viele große Sänger. Seine eigenen Inszenierungen überraschten: So machte er aus der Schlussszene von Wagners „Meistersingern“ einmal das Public Viewing einer Casting-Show. Das ist die eine Seite.

Die cholerische Seite Laufenbergs trat dagegen spätestens im vergangenen September öffentlich zutage. Da bestätigte Kulturdezernent Georg Quander in einer Pressekonferenz ein Millionendefizit der städtischen Bühnen, großenteils verursacht durch die Oper. Der neben Quander auf dem Podium sitzende Laufenberg bekam daraufhin einen Wutanfall und erging sich in wilden Beschimpfungen.

Währenddessen saß Schauspielintendantin Karin Beier - nicht gerade eine Laufenberg-Freundin - wortlos, breitbeinig, mit verschränkten Armen und demonstrativem Schmollmund auf der anderen Seite von Quander und schaute in die entgegengesetzte Richtung. Wenn das auf der Bühne so gespielt worden wäre, hätte man gesagt: Zu dick aufgetragen, zu unrealistisch.

Von diesem Moment an war der Kölner Opernstreit eröffnet. Er erinnerte am ehesten an ein Stück aus dem Hänneschen-Theater, der traditionsreichen Puppenbühne, in der Köln Knollendorf heißt und die Holzköpfe hemmungslos aufeinander eindreschen. Mal drohte Laufenberg mit dem Ausfall einer ganzen Spielzeit, mal verlas er das Programm im Konjunktiv, weil die Finanzierung nicht gesichert war. Mal hieß es, man habe sich auf die vorzeitige Auflösung seines Vertrages geeinigt, dann wieder, Laufenberg müsse jetzt zur Strafe doch in Köln bleiben. Als er den Kulturdezernenten schließlich der schmutzigen Intrige beschuldigte, war das Maß voll. Ende der Knollendorf-Festspiele.

Die Außenwelt nimmt vor allem mit: In Köln geht es drunter und drüber. Bald entschwindet Erfolgsintendantin Beier nach Hamburg, Generalmusikdirektor Markus Stenz will seinen Vertrag auch nicht verlängern. Wobei an der Geschichte nicht alles Köln-spezifisch ist. Im Kern geht der Streit auf die finanzielle Erschöpfung der Kommunen zurück, die den Kulturetat mehr und mehr zusammenstreichen.

Die Kölner Problematik sei insofern „nicht untypisch“, sagt Rolf Bolwin, der Direktor des Deutschen Bühnenvereins. „Wir hören immer wieder: "Es darf sich am Angebot der Theater nichts ändern, aber ihr müsst mit weniger Geld auskommen." Dieses Spannungsverhältnis hält ein Theater auf Dauer nicht aus.“