Kölns Philharmonie wird 25: Grandioses Geburtstagsständchen
Simon Rattle gratuliert mit Mahler.
Köln. Zwischen Dom und Rheinufer sind derzeit wieder jede Menge Klassik-Stars plakatiert: Daniel Barenboim, Simon Rattle, Franz Welser-Möst und, und, und. Sie beehren die Kölner Philharmonie, die ihren 25. Geburtstag begeht. Der spektakuläre Klassik-Tempel unterhalb des Museums Ludwig hat sich nach seiner Einweihung 1986 rasch zum führenden Konzertsaal in NRW aufgeschwungen.
Vor allem an Stars und berühmten Orchestern herrschte nie Mangel. Selbst der äußerst selten auftretende, 2004 verstorbene Kult-Dirigent Carlos Kleiber hob im Oktober 1987 zwei Mal in Köln den Taktstock. Bei dem 1994 etablierten Festival „Musik-Triennale“ etwa ließ man die Weltklasse-Orchester aus Europa (Berlin, Wien, Amsterdam) und den Vereinigten Staaten („Big five“) im Dutzend auflaufen.
Diese Glamour-Zeiten, für die vor allem die Intendanz von Franz Xaver Ohnesorg bis 1999 stand, sind vorbei. Zum Glück aber kann man sich am Rhein die Berliner Philharmoniker als Gratulanten immer noch leisten. Deren Gastspiel mit Sir Simon Rattle und der 7. Sinfonie von Gustav Mahler wuchs sich jetzt zum rauschhaften Ereignis aus.
Schon als Rattle 2002 als Nachfolger von Claudio Abbado den Chefsessel in Berlin übernahm, bekannte er, die spieltechnische Qualität des Orchesters sei dermaßen hoch, „dass sie mich bisweilen ängstigt“.
Nun, wenn es solche Manschetten tatsächlich je gegeben hat, haben sie sich längst in ein ungeheuer inniges musikalisches Verhältnis verflüchtigt. Von Routine keine Spur. Und was die philharmonische Hundertschaft da selbst ohne Einzelkönner wie Albrecht Mayer (Oboe) oder Emmanuel Pahud (Flöte) an Wumm, Präzision und Farbigkeit bietet, das ist in der Tat von beängstigender Qualität.
Wo könnte man dies alles besser ausspielen als in der hochkomplexen „Siebten“? Sir Simon stürzt sich rückhaltlos in diesen Kosmos, er kostet die dramatischen wie die melodisch süßen Stellen voll aus, sein Mahler will nicht doppelbödig daher kommen. Logische Folge: ein schäumender Jubelsturm.