Koreanischer Popstar Rain in Dresden
Dresden (dpa) - Das erste Stofftier, das auf die Bühne der Dresdner Semperoper flog, war Micky Maus im weißen Anzug. Und wer bis dahin geglaubt hatte, dass Kuscheltierwerfer in dem altehrwürdigen Opernhaus gänzlich unpassend sind, der brauchte am Donnerstagabend starke Nerven.
Zu fliegenden Stofftieren gesellten sich kreischende Teenager und bunte Digitalkameras. Denn bei den Dresdner Musikfestspielen stand neben Festivalchef Jan Vogler ein ganz und gar nicht klassischer Musiker auf der Bühne: Der koreanische Superstar Rain - auch bekannt als „Justin Timberlake Asiens“.
Wenn ein asiatischer Popstar auf einen europäischen Cellisten trifft, dann begegnen sich nicht nur Ost und West, Moderne und Klassik - auch im Publikum prallen Welten aufeinander. Neben jungen Asiatinnen mit „I love Rain“-T-Shirts sitzen reife Damen in Abendrobe. Wohlgefälliger Beifall mischt sich mit hysterischem Kreischen und dem Klicken von Handykameras. „Oh mein Gott, Rain“, seufzt ein junges Mädchen vor dem Auftritt des 28-Jährigen. „Ich drehe durch.“
Getreu dem Titel der Musikfestspiele „Fünf Elemente“ soll das gemeinsame Konzert von Jan Vogler und Rain die perfekte Symbiose sein. Das Verschmelzen von Yin und Yang, Popmusik und Klassik. Doch so sehr sich Vogler am Cello auch zur Höchstform spielt, den Popstar kann er nicht übertönen. Zu laut, zu bunt, zu grell ist dessen Bühnenshow und der Jubel seiner Fans. Voglers Cello-Spiel verhallt in der Semperoper ungehört unter pumpenden Bässen und johlenden Rufen.
Die beiden Musiker treten größtenteils getrennt voneinander auf. Stehen sie doch gemeinsam auf der Bühne, ist ohnehin nur Rain zu hören. Während bei Voglers Auftritten die fünf Elemente - Erde, Feuer, Wasser, Luft und Spiritualität - auf einer Leinwand zu sehen sind, wuseln bei Rains erster Show in Europa bunte Videoclips oder leuchtende Projektionen im Hintergrund.
„It's raining“ singt der junge Südkoreaner mit dem kindlichen Gesicht, der eigentlich Jung Ji-hoon heißt. Tänzer, Modedesigner, Model und Schauspieler ist er nebenbei - und ausgesprochen müde. „Gott, meine Augen brennen“, stöhnt er während seines Auftritts. „Ich habe so einen Jetlag.“
Der Teenie-Schwarm, der auf der Bühne an eine Mischung aus Michael Jackson und dem amerikanischen R'n'B-Sänger Usher erinnert, gibt sich als Star des Abends. „Please welcome Mister Jan Vogler“, sagt er nach seinem ersten Song. „Wer war das noch gleich?“, werden sich einige der jungen Mädchen gefragt haben. Ach ja. Der Mann am Cello - ganz nebenbei der eigentliche Gastgeber des Festivals.