Kubanische Nacht: Zucchero begeistert mit Klassikern

München (dpa) - Mit Percussion, Tänzerinnen im Revue-Outfit, und lateinamerikanischen Rhythmen hat der italienische Bluesrocker Zucchero seinem Publikum in der Münchner Olympiahalle eine Hommage an Havanna beschert.

Zum Auftakt seiner Tour „La Sesión Cubana“ am Freitagabend zog der 57-Jährige alle Register kubanischen Lebensgefühls und entließ seine rund 5000 Fans nach einer mehr als zweistündigen Show mit einem warmen Gefühl in die kalte Nacht.

Der Zucchero-typische Sound ging bei dem lateinamerikanischen Potpourri jedoch nicht verloren. Das Konzept des Programms „La Sesión Cubana“, das auf CD nicht ganz schlüssig wirkt, ging beim Live-Auftritt voll auf. Die Bühnenshow ließ natürlich kein Klischee aus: Tänzerinnen mit Feder-Kopfschmuck, Rüschenschleppe und Samba-Hüftschwung, dazu Kuba-Impressionen auf der Leinwand, ein angedeuteter blauer Cadillac und Bläser, die eine dicke Zigarre im Mund hatten, sobald sie nicht spielen mussten. Dass es nicht nur optisch, sondern auch musikalisch funktionierte, lag an den perfekt eingespielten Musikern - allen voran: der kubanische Top-Drummer und ehemalige Santana-Gefährte Horacio Hernández, besser bekannt als „El Negro“. Er verlieh dem Sound authentische südamerikanische Rhythmik.

Songs wie „Cuba Libre“ oder „Nena“ entführten das Publikum musikalisch auf die Karibikinsel. Bei dem oft strapazierten Gassenhauer „Guantanamera“ gelang es Zucchero sogar, das Lied auf das zu reduzieren, was es eigentlich ist: pure kubanische Volksmusik. Seine alten Dancehits „Baila morena“, „Bacco perbacco“, „Diavolo in me“ oder „Con le mani“ harmonierten mit den Kuba-Rhythmen und rissen das Münchner Publikum von den Sitzen. Ruhig wurde es bei der melancholischen, anrührenden Nummer „Ave Maria no morro“ - ein brasilianisches Gebet, wie Zucchero erklärte. Welch guter Songwriter der Italiener ist, stellte er bei der selbst geschriebenen, leisen Akustikballade „Sabor a ti“ einmal mehr unter Beweis.

Bewährte Balladen wie „Diamante“ oder „Everybody's got to learn sometime“ sorgten für Romantik. Mit seine stärksten Momente hatte der Mann mit der charismatischen Reibeisenstimme bei bluesig-balladesken Songs wie „Never is a Moment“ oder seinen Welthits „Il Volo“ und „Senza una donna“. Hier erinnerte er an Joe Cocker - nicht nur wegen der Stimme, auch wegen so mancher Luftgitarren-Einlage.

Dass Zucchero die großen, dramatischen Auftritte beherrscht, zeigte er unter anderem bei „Ali d'oro“, der gewaltigen, fast schon mystischen Ballade, zu der er Bluesrock-Legende John Lee Hooker einspielt. Einziger Wermutstropfen: Beim Auftritt in München verzichtete Zucchero auf die wehmütige Seemanns-Ballade „Nel cosí blu“, seine starke Adaption des Procol-Harum-Klassikers „A salty Dog“. Zum Schluss der mehr als zweistündigen Show und nach Partyhits wie „La Bamba“ und „X colpa di chi“ ließ es Zucchero buchstäblich krachen: Aus einer riesigen Kanone feuerte er Konfetti-Glitzer-Staub ins euphorisierte Publikum.