Leipzig und Bayreuth feiern Wagner-Geburtstag
Leipzig/Bayreuth (dpa) - Mit einem Festakt hat die Stadt Leipzig am Mittwoch den 200. Geburtstag ihres berühmten Sohnes Richard Wagner gefeiert. „Wagner verkörpert wie kaum ein anderer Künstler unsere eigene gebrochene Geschichte“, sagte Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU).
Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) verwies auf die Umstrittenheit Wagners und sagte, „zwischen rauschhaftem Verfall und totaler Ablehnung“ sei offenbar alles möglich. Wagner gehöre nicht zu jenen, die es in Leipzig gehalten habe, doch hier habe er seine Wurzeln.
In Bayreuth, Wagners Wirkungsstätte, würdigte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Abend den Komponisten als „Genie von Weltrang“. In einer kurzen Ansprache vor einem Sonderkonzert der Bayreuther Festspiele sagte Seehofer: „Legende und Mythos schon zu Lebzeiten - das war Richard Wagner.“ Im Wagner-Jahr 2013 seien die Menschen überall im Wagner-Fieber - das Jubiläum begeistere Musikliebhaber weltweit.
Nach Seehofers Worten trat Stardirigent Christian Thielemann ans Pult, zu hören waren im voll besetzten Festspielhaus Ausschnitte aus Wagners Werken. Nach dem ersten Aufzug der Oper „Die Walküre“ mit den Solisten Eva-Maria Westbroek, Johan Botha und Kwangchul Youn gab es minutenlangen Applaus des Publikums, zu dem auch Joachim Sauer, Ehemann von Bundeskanzlerin Angela Merkel, gehörte.
Leipzig tat sich lange Zeit schwer mit dem Erbe des umstrittenen Komponisten. Doch seit einiger Zeit hat eine Rückbesinnung eingesetzt. Die Stadt wirbt jetzt mit dem Spruch „Richard ist Leipziger“. Der müsste eigentlich heißen „Richard ist Sachse“, merkte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) in seinem Grußwort an. Denn immerhin habe Wagner in Dresden seine musikalische Karriere begonnen. Die Staatskapelle Dresden hatte ihrem einstigen Kapellmeister am Dienstagabend ein Geburtstagsständchen gebracht und damit Tausende Menschen angelockt. Während in der Semperoper das Orchester und Chefdirigent Christian Thielemann ein Programm mit Auszügen aus Wagner-Opern boten, konnten draußen die Fans auf dem Theaterplatz auf einer großen Videowand das Geschehen miterleben.
Zu dem Festakt in Leipzig waren auch mehrere Mitglieder der Wagner-Familie angereist. Als Repräsentantin der Bayreuther Festspiele sagte Katharina Wagner, es sei sehr erfreulich, dass Leipzig und Bayreuth im Jubiläumsjahr eine Kooperation gelungen sei. Die Leipziger Oper bringt in Kooperation mit den Festspielen drei frühe Opern von Wagner auf die Bühne. Sie werden auch in Bayreuth gezeigt.
Vor dem Festakt war ein Denkmal des Komponisten enthüllt worden. Es stammt von dem Karlsruher Bildhauer Stephan Balkenhol. Das Kunstwerk zeigt den jungen Richard Wagner in Alltagskleidern seiner Zeit, überragt vom überlebensgroßen schwarzen Schatten des alten Komponisten. Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sagte, es habe lange gedauert mit einem Denkmal für den Komponisten. „Bei Richard Wagner ließen wir uns Zeit. Jetzt haben wir ein Denkmal. Es wird nicht nur zum Denken, sondern auch zur Diskussion anregen.“ Das Denkmal stieß nach seiner Enthüllung auf ein geteiltes Echo. Bei den Zuschauern gab es Beifall, aber auch Kopfschütteln.
Balkenhol hat seine Skulptur auf einen vom Bildhauer Max Klinger geschaffenen Sockel gestellt. Klinger hatte den Auftrag für ein Wagner-Denkmal Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten. Er starb aber, bevor er es vollenden konnte.