Madama Butterfly“ mit Kostümen von Lacroix
Hamburg (dpa) - Will der einstige Star-Couturier Christian Lacroix auf seine späten Tage als Bühnenbildner der Welt noch einmal zeigen, wie man Mode auf japanisch macht?
Für die Hamburger Neuinterpretation von Puccinis Geisha-Tragödie „Madama Butterfly“ fuhr der Franzose jedenfalls eine solche Pracht an elegant geschnittenen, farbstrotzenden Kimonos auf, dass man diesen Ausstattungscoup nur mit Staunen sah. Jeder Kimono für das trügerische japanische Hochzeitsritual glich einem edlen Ausstellungsstück.
Doch sollte die Kostüm-Pracht nicht die einzige Attraktion der neuen Hamburger „Butterfly“ sein, für die Hamburgs Opernchefin Simone Young auch Lacroix` Landsmann Vincent Boussard angeheuert hatte. Der wird auf deutschen Opernbühnen als gescheiter moderater Vertreter des Regietheaters geschätzt. Boussard ging Puccinis Melodram um die von ihrem amerikanischen Geliebten mit Kind sitzengelassene Geisha Cio-Cio San denn auch eher behutsam als reißerisch an.
Im Ambiente eines zeitlosen Appartements mit Mohnblumen-Dekor und Gefahr signalisierender Wendeltreppe (Bühne: Vincent Lemaire) suchte er vor allem die ergreifende Leidensgeschichte der Verlassenen mit all ihren Brüchen und Ambivalenzen vor Augen zu führen. Also das Psychogramm einer modernen jungen Frau zu entwickeln, die sich in Jeans und trendigem Gaze-Rock blind und obsessiv ihrer Liebe ausliefert. Es ist eine tödliche Illusion: Zum Selbstmord Cio-Cio Sans fiel symbolstark auch ihr Kind - ohnehin nur als Puppe präsent - krachend aus dem grauenhaft leeren Puppenschrank.
Die griechische Sopranistin Alexia Voulgaridou, bereits als Mimi bejubelt, zeigte sich nun auch in der Rolle der Butterfly als Puccini-Sängerin von überwältigender Ausdrucksmacht. Ihr Rollendebüt war das Ereignis des Abends. Bewundernswert, mit welch geschmeidiger Stimmkunst und aufwühlender Emotionalität sie die zart-zerbrechliche und doch so starke Menschlichkeit dieser Figur glaubhaft zu machen verstand. Sie wurde zu Recht als große Tragödin mit riesigem Beifall bedacht.
Ihr zur Seite stand der junge Rumäne Teodor Ilincai, der dem schurkischen Pinkerton mit seinem vor allem kraftstrotzenden Tenor auch reuevolle Töne gab. Glänzend sangen Cristina Damian die Suzuki und Lauri Vasar den Sharpless. Alexander Joel am Pult des Philharmonischen Staatsorchesters fand sich nach erst etwas derbem Strich zunehmend einfühlsamer in Puccinis von exotischen Klängen durchwirkten Wunderwelten ein.