Meat Loaf: Noch einmal Gänsehaut
Abschied: Mit einem gefeierten Konzert in der Westfalenhalle verabschiedet sich Meat Loaf (60) mal wieder von seinen Fans.
Dortmund. Er ist schon mit Bombast-Rock aufgetreten, da lagen die Designer jener Foto-Handys, die ihm bei seinen Konzerten entgegengestreckt werden, noch in ihren Windeln: Auf seiner finalen "Bat Out Of Hell"-Tour zieht Meat Loaf noch einmal alle Register - so geschehen auch am Donnerstagabend in der Dortmunder Westfalenhalle vor gut 4000 beeindruckten Fans. Und da steht der füllige Texaner noch einmal auf der Bühne, jene Musik intonierend, die seit 1977 insgesamt drei Fledermaus-Alben gefüllt und mit der sich auch Songwriter Jim Steinmann ein Denkmal gesetzt hat.
Meat Loaf bei seiner Konzertarbeit zuzusehen, hat einen ganz eigenen Erlebniswert: Der 60-Jährige singt in der Regel steil nach unten gebeugt, das Gesicht verzerrt, die Augen geschlossen, die Beine angewinkelt wie Stative. Das Mikrophon in seiner Hand zittert bei jedem Wort wie eine Sideboard-Vase in einem Erdbebengebiet. So gibt er sie zum Abschied noch einmal zum Besten - die Klassiker ebenso wie Songs aus dem dritten "Bat Out Of Hell"-Album "The Monster Is Loose".
Und dabei wird es einen Song lang auch politisch: Im brachialen "Land Of The Pigs" zeigen die Videoschirme hoch über der Bühne Kriegsbilder und Zeichentrick-Szenen aus der George-Orwell-Adaption "Animal Farm". Die Textzeilen dazu sprechen Bände: "Im Land der Schweine ist der Metzger König", heißt es übersetzt. Meat Loaf richtet sich zornig gegen Staatsmänner wie George W. Bush, die sich auf Flugzeugträgern ablichten lassen, damit auch in Kriegszeiten das Image stimmt. Das hätte in dieser Drastik wohl niemand von dem alternden US-Rockstar erwartet.
Danach gibt es immer wieder Gänsehaut. Das liegt nicht zuletzt am perfekten Zusammenspiel mit seinen Sängerinnen und der ausgezeichneten Band, die Meat Loaf beim Erklimmen hoher Stimmlagen hilft, was ihm leider nicht (mehr) immer gelingt. Dennoch schlägt dieses Konzert den Kölner Auftritt im Sommer um Längen. Zwischendurch inszeniert das Vocaltrio auf der Bühne immer wieder Reibereien, frei nach dem Motto: "Die Schönen und das Biest".
Es sind gerade die alten Songs, die das Hallenrund in Sekundenschnelle aufheizen: Für "You Took The Words Right Out Of My Mouth" gibt es ebenso stürmischen Beifall wie für den Klassiker "Paradise By The Dashboard Light". Mit "It’s All Coming Back To Me Now" und "I Would Do Anything For Love" folgen die Balladen, die Meat Loaf unsterblich machen.
Zwischendurch hält der Texaner inne, blickt entrückt in die Menschenmengen, bedankt sich für "30wunderbare Jahre" bei seinem Publikum in Deutschland und scheint dabei wahlweise auf einem Kaugummi oder auf seinen Stimmbändern zu kauen. Das Hemd hängt Meat Loaf den ganzen Abend lang aus der Hose - während er wie ein Genie gefeiert wird, das allerdings aussieht wie ein übermüdeter Hotelkellner auf Ecstasy.
Herkunft Meat Loaf kam als Marvin Lee Aday am 27. September 1947 zur Welt - angeblich: Über sein genaues Geburtsdatum gibt es nach wie vor nur Mutmaßungen. Als Teenager reißt er von zu Hause aus und versucht sein Glück in Los Angeles.
Karriere Erste Aufmerksamkeit erregt er mit Musical-Auftritten in "Hair" und in der "Rocky Horror Picture Show". Als Musiker erlangt er insbesondere dank der drei "Bat Out Of Hell"-Alben (1977, 1993, 2006) Weltruhm.