Interview mit Daniel Radcliffe zu "December Boys": Immer zurück zu Harry

Daniel Radcliffe kennen die Kinobesucher nur als Harry Potter. Jetzt spielt er ein Waisenkind, das auf neue Eltern hofft.

<strong>Düsseldorf. Mr. Radcliffe, sind Sie nervös angesichts der Tatsache, dass "December Boys" Ihr erster Film nach fünf "Harry Potter"-Folgen ist? Radcliffe: Ein bisschen! Aber ich versuche nicht zu viel darüber nachzudenken. Wenn man erst anfängt, alle Kritiken zu lesen, wird man neurotisch. Und die Welt braucht wirklich keine weiteren neurotischen Schauspieler! War die Arbeit an "December Boys" eine große Umstellung?Radcliffe: Nein, gar nicht. Der größte Unterschied war, dass man bei "Harry Potter" den gesamten Filmdreh braucht, um überhaupt alle Namen der Beteiligten zu lernen. Bei "December Boys" kennt man alle schon in ein paar Tagen, denn die Crew ist viel kleiner. Aber egal wie groß oder klein das Budget ist, alle Filmsets sind vermutlich gleich chaotisch. Toll war es, in Australien zu drehen - die Leute sind dort irre nett! Ihre Kollegen in "December Boys" sind drei Jungs, die deutlich jünger sind. Wie war das?Radcliffe: Sehr spannend. Bei "Harry Potter" war ich immer einer derJüngsten am Set. Und jetzt war ich plötzlich einer der Ältesten und hatte das Gefühl, ich müsste auf die Jungs aufpassen. Es gefiel mir, dass ich wie ein Erwachsener behandelt wurde.

"Ich habe genug Erfahrung, um die erste große Liebe zu spielen."

In "December Boys" spielen Sie schon wieder einen Waisen.Radcliffe: Maps ist sogar schon meine dritte Rolle als Waise. Die erste war David Copperfield, dann kam Harry Potter. Ich habe also schon ziemlich viel Erfahrung mit Waisenrollen. Ich habe gute Freunde, die sehr jung ihre Eltern verloren haben. Durch sie weiß ich, wie es ist, ohne Eltern aufzuwachsen. In "December Boys" geht es auch um die erste große Liebe. Wie viel Erfahrung braucht man, um diese Rolle spielen zu können?Radcliffe: So viel Erfahrung, wie ich habe, reicht aus. (lacht) Das macht diesen Film so schön: Jeder hat eine Zeit in seinem Leben, die durch die erste Liebe geprägt ist. Da bin ich keine Ausnahme! Hat Ihre Popularität es erschwert, "normale" Beziehungen zu entwickeln?Radcliffe: Ich glaube, anfangs sehen viele in mir Harry Potter. Aber dann merken sie, dass ich mehr bin als der Schauspieler, der Harry Potter spielt. Es ist gar nicht so sehr die Popularität, die mein soziales Leben beeinflusst, sondern einfach die Arbeit! Ich habe bin oft unterwegs - man kann seine Freundin nicht so oft sehen, wie man möchte.

"Ich weiß schon, was ich im Leben tun will: schauspielern und schreiben. Und Menschen aus aller Welt lerne ich auch so kennen."

Können Sie überhaupt wie Gleichaltrige ausgehen, ohne in den Clubs gleich Massenhysterien auszulösen?Radcliff: In Clubs gehe ich sowieso nicht. Ich hasse Clubs und ihreMusik. Furchtbar! Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus: Studium oder Schauspielschule?Radcliffe: Zur Uni geht man, um Leute kennen zu lernen und um zu erkunden, was man danach tun will. Ich weiß aber schon, was ich tun will: schauspielern und schreiben. Und Menschen aus aller Welt lerne ich auch so kennen. Was die Uni mir bieten kann, bekomme ich im Film-Business. Du schreibst auch?Radcliffe: Ja, vor allem Gedichte. Aber ich werde sie in absehbarer Zeit nicht veröffentlichen. Gefiel Ihnen das letzte Harry Potter-Buch?Radclifffe: Ich habe es geliebt! Ich kannte das Ende schon vor dem Lesen, weil ich mich mit Joanne K. Rowling bereits vor einem Jahr darüber unterhalten habe, und trotzdem fand ich das Buch richtig gut! Bald beginnt auch der Dreh zu Harry Potter 6. Ich freue mich schon drauf. Wird es dennoch eine Erleichterung sein, wenn alle sieben "Harry Potter"-Filme abgedreht sind?Radcliffe: Ja, daraus mache ich kein Geheimnis. Es wird spannend und sicher auch einschüchternd, mich plötzlich in einer Harry-Potter-freien Welt wieder zu finden. Bislang wusste ich, egal was ich mache, ich gehe letztlich immer zurück zu Harry Potter. Ich bin gespannt, wie ich damit zurecht komme, wenn es keinen weiteren Harry Potter gibt. Der Film "December Boys" läuft ab heute in den deutschen Kinos. Daniel Radcliffe

Werdegang Daniel Radcliff wird am 23. Juli 1989 als Sohn von Marcia und Alan Radcliff in Fulham/London geboren.

Karriere 1999 spielt Radcliffe die Hauptrolle in Charles Dickens’ "David Copperfield" (Fernsehdebüt) und gibt 2001 in "Der Schneider von Panama" von John le Carré (Buch) sein Kinodebüt.

Harry Potter Ab 2001 beginnen die Potter-Verfilmungen mit "Harry Potter und der Stein der Weisen". Bereits abgedreht ist "Harry Potter und der Halbblutprinz", der 2008 in die Kinos kommt.

Persönliches Mit einem geschätzten Vermögen von 23 Millionen Pfund soll Daniel Radcliffe Großbritanniens reichster Teenager sein.