Miley Cyrus auf der Suche nach sich selbst

Berlin (dpa) - Viel wurde in letzter Zeit über Miley Cyrus geschrieben. Über ihren wilden Punk-Style oder die Skandalauftritte. Über das Ende ihrer Verlobung oder das jüngste Hüllenlos-Musikvideo.

Mit der neuen Platte „Bangerz“ muss der einstige Teenie-Star nun zeigen, ob die Werbemaschine aus Provokation und „Sex sells“ mehr als nur ein Klatschspalten-Füller ist.

„Bangerz“ erscheint am Freitag (4. Oktober) und ist bereits das dritte Album der 20-Jährigen nach ihrer Karriere als Disney-Star „Hannah Montana“. Zugleich ist es das Erste nach der Verwandlung von der süßen „Smiley Miley“ zur blonden Femme fatale. Anbrennen lassen will sie nichts: Für den massenkompatiblen „Bangerz“-Sound hat sie sich unter anderen die beiden Produzenten-Wunderwaffen Will.i.am („The Black Eyed Peas“) und Pharrell Williams ins Studio geholt.

Mit dem Albumtitel - zu deutsch „Knaller“ - verspricht Cyrus ein kleines Pop-Feuerwerk. „Nichts als Bangerz“, twittert sie schon Wochen vor Veröffentlichung. In der aktuellen US-Ausgabe des Musikmagazins „Rolling Stone“ haut sie noch einen drauf: „Ich versuche einen neuen Standard für Popmusik zu setzen.“

Mächtig eingeschlagen ist im Vorfeld bereits die über-emotionale, aber etwas fade Single „Wrecking Ball“: Erstmals springt Cyrus damit an die Spitze der US-Charts. Das hat wohl vor allem etwas mit dem Videoclip zu tun, in dem sie nackt auf einer Abrissbirne schaukelt und lasziv an einem Vorschlaghammer leckt. Der Skandal bringt Millionen Klicks im Internet. Die Verkaufszahlen klettern.

Gute Aussichten also für „Bangerz“. Die Ballade „Adore You“ gibt gleich zu Beginn den Ton für die folgenden zwölf Songs vor: „When you're near me, I feel like I'm standing with an army (Wenn du bei mir bist, fühle ich mich wie unterm Schutz einer Armee)“, singt Cyrus. Auf dem Album geht es um Liebe, vor allem um Liebesschmerz. Vielleicht haben einige Texte ja etwas mit ihrer kürzlich bekannt gewordenen Trennung von Schauspieler Liam Hemsworth (23) zu tun.

Ein wirklicher „Knaller“ ist Cyrus' Duett mit Rapper Nelly. Mit einem Schwung aus Country, Hip-Hop und Pop bringt „4x4“ ein wenig Schmutz auf die ansonsten oft glatt und auf Erfolg gebügelte Platte: „A little bit of dirt never hurt nobody (Ein bisschen Dreck hat noch keinem geschadet)“, heißt es da.

Ziemlich enttäuschend hingegen ist Cyrus' Zusammenarbeit mit der ewigen Pop-Prinzessin Britney Spears. Trotz dickem Bass bleibt „SMS (Bangerz)“ unspektakulär. Wie man einen ähnlichen, aber viel besseren Tanzboden-Hit hinkriegt, hat Nelly Furtado schon vor Jahren mit „Maneater“ vorgemacht. Die vereinten Ex-Disney-Stars Cyrus und Spears bleiben da meilenweit dahinter.

Alles in allem sind die meisten Songs auf „Bangerz“ ordentlicher Pop einer 20-Jährigen auf der Suche nach dem eigenen Stil. Da sind der eingängige Party-Ohrwurm „We Can't Stop“, der obligatorische Eurodance-Song „Someone Else“ oder das sommerlich-verspielte „#GETITRIGHT“. Einen neuen Pop-Standard setzt „Bangerz“ aber nicht.

Am Ende werden wohl weniger die Musik-Qualitäten über Erfolg oder Misserfolg entscheiden, sondern eher, wie lange sich Cyrus in den Nachrichten halten kann. Ob ein obszöner Auftritt, wie neulich bei den MTV-Awards oder Gerüchte einer neuen Beziehung - kaum ein Tag vergeht ohne neue Schlagzeilen. Schade wäre allerdings, wenn „Bangerz“ dahinter untergeht.