Mimi mit neuer CD: Zeilen aus der tiefsten Einsamkeit

Erst wollte Mimi so manchen emotionalen Song auf ihrem neuen Album nicht veröffentlichen. Das Risiko, es dennoch zu tun, hat sich aber gelohnt.

Mimi mit neuer CD: Zeilen aus der tiefsten Einsamkeit
Foto: Tom Beard/Katja Ruge/Warner Music

Düsseldorf. Sarah „Mimi“ Müller-Westernhagen ist ein Großstadtkind. Geboren in London, lebt sie immer noch gut ein Drittel des Jahres dort. Den Großteil ihrer Zeit verbringt die 28-Jährige aber in der deutschen Hauptstadt. „Ich liebe Berlin. Die Stadt wächst immer noch. Ständig gibt es neue Unternehmen, Geschäfte und Cafés. Und man hat immer die Möglichkeit, irgendwo aufzutreten“, sagt die Sängerin.

Mimi mit neuer CD: Zeilen aus der tiefsten Einsamkeit
Foto: Tom Beard/Katja Ruge/Warner Music

Das nutzt sie aus. Wer Glück hat, geht abends in ein Berliner Café oder eine Bar und bekommt ein Überraschungskonzert auf einer der zahlreichen offenen Bühnen der Stadt. „Ich gehe einfach dort vorbei und spiele. Man kann viel ausprobieren, und die Atmosphäre ist viel intimer“, sagt die Frau, die in Sachen Indie Pop längst keine Unbekannte mehr ist.

Mimi mit neuer CD: Zeilen aus der tiefsten Einsamkeit
Foto: Tom Beard/Katja Ruge/Warner Music

Ihr erstes Album „Road to Last Night“ hat 2011 gezeigt, welche Fähigkeiten die zierliche Songwriterin hat. Jetzt legt sie mit ihrer Band Mimi & The Mad Noise Factory die LP „Nothing But Everything“ nach — und hat sich prominente Unterstützung geholt. Kein Geringerer als Stephen Street sollte es sein, der ihr neues Album aufnimmt.

Street ist eine lebende Legende in der Indie-Szene. Scheiben von den Smiths, Blur, den Cranberries oder den Kaiser Chiefs stehen im Arbeitsnachweis des 53-jährigen Londoners. Fragen kostet nichts, dachte sich Mimi, und schrieb ihm kurzerhand eine E-Mail. Die Freude war groß, als Street tatsächlich Interesse bekundete.

Die Zusammenarbeit hat sich gelohnt. Besonders beeindruckt war die 28-Jährige von der Entschlussfreudigkeit des alten Hasen: „Stephen weiß genau, wann ein Song fertig ist, und wann ihm noch etwas fehlt“, sagt Mimi. Rund 100 Skizzen von Songs hatte sie vorbereitet: „40 bis 50 Demos haben wir mit ins Studio genommen. Und Stephen hat Lieder ausgesucht, die ich selber großartig finde, die aber längst nicht alle auf das Album genommen hätten, denen ich sie vorgespielt habe.“

Die Musikerin hat während der Aufnahmen auch viel über sich selbst gelernt. Bei sehr persönlichen Texten musste sie über ihren Schatten springen. „Ich habe mich sehr nackt dabei gefühlt, diese Songs herauszubringen“, gibt sie zu.

Dass sich das Risiko gelohnt hat, zeigt sich stark bei den langsamen Stücken auf „Nothing But Everything“. Wem der Song „Unwanted“ keinen Schauer über den Rücken jagt, der hatte wohl bislang Glück im Leben und ist noch nie abgelehnt worden. „Ich weiß, ich mache dich nicht glücklich“, singt Mimi entsprechend verschleppt in den ersten Zeilen des Songs, der mit Bass, Akustikgitarre und einem simplen Trommelbeat auskommt. Es ist selten, dass es Musikern gelingt, dieses zerrissene Gefühl so eindrucksvoll zu vermitteln wie in diesem Song. Und dabei sagt Mimi von sich, dass sie eigentlich sehr schüchtern ist.

Wie alle ihre Texte hat „Unwanted“ autobiographische Züge. „Ich habe es nicht geschafft, eine bestimmte Person zu erreichen — egal, was ich tat. Damals habe ich mich sehr einsam gefühlt“, sagt die Engländerin. Umso befreiender sei es gewesen, diese Emotionen unter gedämpfter Studioatmosphäre auf ihrer Platte festzuhalten.

Ebenso feinfühlig ist Mimi, wenn sie Stifte in die Hand nimmt und die bunten Illustrationen zeichnet, die zum Markenzeichen geworden sind. Mit lebensechten Tieren und liebevollen Ornamenten hat sie ihr erstes Album, Musikvideos, Klamotten und Gitarren verziert. Ob sie die Bilder, die oft auf einen kleinen Zettel passen, ausstellen will? „Lust dazu hätte ich auf jeden Fall“, sagt die Künstlerin.

Übrigens, wer’s braucht: Ja, sie ist die Tochter von Marius Müller-Westernhagen. Als sie drei Jahre alt war, trennten sich ihre Eltern. Nötig hat Mimi diesen Hinweis für ihre Karriere allerdings längst nicht mehr.

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