Shakira: Tausendsassa auf Eroberungstour (mit Video)
Barcelona (dpa) - Experimentierfreudig war die Frau mit dem wohl berühmtesten Hüftschwung der Welt schon immer. Mit dem nach ihr benannten Comeback-Album „Shakira“ will es die Pop-Ikone aus Kolumbien noch einmal allen zeigen.
„In den vergangenen Jahren ist bei mir viel passiert, Gutes und Schlechtes. Vor allem: Ich bin Mutter geworden, mein Kleiner hat mir so viel beigebracht“, sagt die 37-Jährige der Nachrichtenagentur dpa in Barcelona. Das neue Album sei das Ergebnis einer „Wiederentdeckung“ ihrer selbst.
Viel Pop und Dance, da etwas Rock und hier ein bisschen Reggae, Folk und sogar ein Country-Abstecher: Das zehnte Studio-Album von Shakira ist ein wagemutiger Seiltanz, der alles in allem gelingt und gute Chancen hat, sein ehrgeiziges kommerzielles Ziel zu erreichen. Tom Corson, Präsident des Labels Sony RCA Records, sagte dem Fachmagazin „Billboard“ ohne Umschweife: „Das Konzept hinter diesem Album zielt auf einen globalen Coup. Sie (Shakira) soll nicht nur in den Latino-Märkten, sondern überall, vor allem in den USA die Gipfel der Charts stürmen.“
Die zweite Singleauskopplung „Empire“ - (Welt-)Reich - ist eine Rockballade mit ethnischen Elementen. Der Name ist Programm: Shakira, die bereits 70 Millionen Platten verkaufte und auf Facebook mehr als 85 Millionen Fans hat. Unermüdlich kämpft sie um neue Märkte, neue Fangruppen. Alles scheint bis ins kleinste Detail geplant. Der erste bereits veröffentlichte Song „Can't Remember To Forget You“, der schnell in die Top 10 der deutschen Charts schoss, wurde nicht umsonst mit der schönen Kollegin Rihanna (26) aufgenommen, die eine jüngere Anhängerschaft hat. Durch die Boxen hämmern die beiden eine energiegeladene Rock-Pop-Reggae-Mischung mit vielen Gitarrenriffs.
Das Video der leichtbekleideten, lasziven Ladys ist aber nicht jedermanns Sache. Es gab Kritik, die frischgebackene Mama lasse sich als Sexobjekt vermarkten. Ein empörter Abgeordneter ihres Heimatlandes wollte den Song sogar verbieten lassen. „Es gibt in Kolumbien wichtigere Probleme, um die sich ein Politiker kümmern sollte“, entgegnete derweil die kämpferische „Shaki“. Ihr Lebenspartner, der spanische Fußballprofi Gerard Piqué (27), sei „sehr konservativ“ und habe ihr zwar Videos mit Männern strikt untersagt - die Zusammenarbeit mit Rihanna habe aber sogar er als „elegant und kunstvoll“ gebilligt, verriet sie im dpa-Interview.
Piqué widmet die Latin-Diva das Liebeslied „23“. „Hey, glaubst du an Schicksal? Weil ich es tue, wie ich es getan habe, als ich dich getroffen habe, damals, als du nur 23 warst“, singt sie in Anspielung auf die erste Begegnung im Sommer 2010 bei den Aufnahmen zum Videoclip des Südafrika-WM-Hits „Waka Waka“. Es hört sich nett an, ein Höhepunkt dürfte aber der „Beitrag“ von Sohn Milan (1) sein, der am Ende ins Mikrofon gluckst. Schon fast zu innovativ präsentiert sich Shakira in „Medicine“, einer Zusammenarbeit mit Country-Superstar Blake Shelton, ihrem Jurykollegen in der US-Fassung der Casting-Show „The Voice“.
Ein ganz heißer Sommerhit-Kandidat ist „(Dare)-Lalala“. Und das nicht nur, weil es mit Blick auf die Fußball-WM in Brasilien komponiert wurde. Mit seinen dröhnenden Beats ist es ein würdiger Nachfolger von „Hips Don't Lie“. Dass ausgerechnet dieses Lied als musikalische Untermalung einer Joghurt-Werbung herhalten muss, werden nicht alle Shakira-Fans verstehen.
In den knapp vier Jahren seit ihrem letzten Studio-Album „Sale el Sol“ (2010) machte Shakira eine vom Streit um Millionen begleitete Trennung von ihrem langjährigen Mann und Manager Antonio de la Rua durch. Sie lernte Piqué kennen, wurde Fußballer-Gattin, Mama, und heuerte bei „The Voice“ an. Mit Gründungen von Schulen half sie mit ihrer Stiftung „Pies Descalzos“ (Barfuß) außerdem Hunderten notleidenden Kindern in ihrer Heimat, trug so, wie sie sagt, sogar zur „Auflösung von Jugendgangs“ bei. Darüber hinaus unterschrieb sie - vor allem in den USA - immer mehr Werbeverträge.
Der Aufstieg der Shakira Isabel Mebarak Ripoll ist - wenn man der Frau aus der Nähe zuhört - sicher längst nicht zu Ende. „Als ich schwanger war, habe ich Spotlights, Kameras und Mikros nicht vermisst. Ich kann locker zu Hause bleiben, bin gern Mutter und Hausfrau. Aber ich habe noch viel Hunger. Ich will noch viel machen, mir selber noch viel beweisen“, sagt sie resolut.