Nena: Nostalgische Pop-Party

Nena bringt Fans von früher und deren Kinder zum Schwelgen.

Düsseldorf. Der Vorhang geht zur Seite — und man sieht Nena, die sich lächelnd auf einem Sofa fläzt. Es ist neun Uhr. Alle sitzen bei ihr im Wohnzimmer, die Party kann losgehen. Nena tippelt nach vorne, intoniert ein lang gezogenes „A-a-a“ — und lässt sie sich vom sofort einstimmenden Publikum versprechen: „Ich geh’ mit Dir, wohin Du willst“. Nena hat den „Leuchtturm“ angeworfen und lässt sein Licht der Zuneigung zwei Stunden lang rotieren.

Es mag Menschen geben, die rätseln, warum diese Frau, die mit ihren 52 Jahren auf der Bühne nicht eine Sekunde bewegungslos bleiben kann, auch nach 30 Jahren im Musikgeschäft so beliebt ist. Diese Frau, die ihre Hits in den 80ern hatte und ihren Erfolg hauptsächlich auf den aufgewärmten ollen Kamellen von damals gründet.

Nena gibt die Antwort im Rahmen ihrer „Live & Akustisch“-Tour, die sie auch in die gut gefüllte Halle an der Siegburger Straße in Düsseldorf führt: Sie hat es mit ihrer Mischung aus Mutter Beimer und Madonna zur Heiligen der Nation gebracht.

Nena gründete eine Schule. Nena nimmt Kinderlieder auf. So wie die Beimer aus der „Lindenstraße“ ihren Klausi an die Hand nimmt, greift sich Nena ihre Fans und singt ihnen was von Liebe und Frieden: „Gib’ mir die Hand, ich bau’ Dir ein Schloss aus Sand“ und „Liebe kämpft nicht, Liebe will nicht, Liebe ist“ bis zum Lennon-Klassiker „Give Peace A Chance“. Nena eint sie alle.

Auch über die Generationen hinweg. Jeder hat das Nena-Gen. Da ist Patsy (39), die sagt, dass sie als Jugendliche exakt 137 Nena-Poster im Zimmer hängen hatte, in Nena-Bettwäsche schlief und ihre Katze „Nena“ taufte.

Anja (43) beschert als Nena-Fan der ersten Stunde heute ihrer Tochter Ann-Kathrin (10) deren erstes Konzert. Ann-Kathrin hat Nena sogar ein Glitzer-Armband gebastelt, das sie ihr beim Song „Willst Du mit mir geh’n?“ auf die Bühne bringt. Die Kleine wird geknuddelt vom Superstar, ehe sie zittrig wieder runterklettert zur singenden und mit den Tränen kämpfenden Mama. Da kommt von der Seite ein gelber Luftballon angeflogen.

Abseits aller Herzlichkeit ist Nena wie Madonna, weil sie traumhaft sicher Trends zu nutzen weiß: Das Konzept ihrer Tour erinnert an Lindenbergs erfolgreiches „Unplugged“-Projekt. Neben ihr tummeln sich Musiker, die akustisch wie optisch gerne auf die mehr denn je angesagten Johnny Cash, Clueso, Jack White und Coldplay machen..

Am Ende des bestuhlten Konzertes, bei dem keiner sitzen wollte, hocken Jugendliche und Junggebliebene lächelnd vor der Bühne. Irgendjemand tritt ein paar Luftballons kaputt. Eltern tragen ihre vor Erschöpfung eingeschlafenen Kinder aus der Halle. Mama Nena hat sie nicht nur alle geeint. Sie hat sie wieder mal auch alle geschafft.