New Kids On The Block: Das Prinzip Boygroup hat überlebt
New York (dpa) - Für Debra Corrica ist es ein „Déjà-vu ihrer Jugend“. Die 41-Jährige aus dem New Yorker Stadtteil Brookyln wartet mit rund 200 Frauen mittleren Alters auf die Band New Kids On The Block — die US-amerikanischen Boygroup-Urgesteine.
„Ich vergöttere sie seit über zwanzig Jahren“, sagt Corrica. Schon um 7.30 Uhr hatte sie vor dem Musikladen im Süden Manhattans gewartet, um als eine der Ersten die neue Platte zu kaufen. Nun wartet sie wieder vor dem Laden, damit die „Boys“ auf der CD unterschreiben. „Es ist die längste Beziehung meines Lebens“, sagt eine Frau in der Schlange. Hysterisches Lachen.
Ganze 25 Jahre nach ihrem ersten Hit-Album „Hangin’ Tough“ bringen die fünf Jungs von New Kids On The Block mit „10“ ihr siebtes Studio-Album heraus. NKOTB, wie Fans die Gruppe gerne abkürzen, gelten als Boygroup der ersten Stunde. Sie ließen in den 80er Jahren massenweise Teenies ausrasten - und bereiteten den Weg für die Backstreet Boys, NSYNC und Take That. Unzählige Boybands zappelten und sangen nach ihrem Vorbild auf Konzertbühnen und in Fernsehshows der 90er Jahre.
Es war meist der geplante Erfolg von Produzenten, die fünf gut aussehende Männer zu einem Produkt formten. Die Pop-Musik spielte dabei eine Nebenrolle. Jedes Gruppen-Mitglied sollte - etwa mit seinem Charakter - eine bestimmte Zielgruppe von weiblichen Fans ansprechen. So gab es einen Schüchternen, einen Draufgänger, einen Romantischen und einen Lustigen. „Die Jungens müssen sauber sein und sauber aussehen, keine Drogen, Nichtraucher, hübsche Gesichter“, sagte Lou Pearlman, Produzent der Backstreet Boys und von NSYNC, einmal. Der Erfolg gab ihm recht: Das 1999 erschienene Album „Millennium“ seiner Backstreet Boys verkaufte sich rund 40 Millionen mal und gilt als eines der erfolgreichsten der Musikgeschichte.
Wie die Bandmitglieder sind auch die Fans in die Jahre gekommen. Auf neue Teenie-Fans können Bands wie NKOTB nicht mehr hoffen. „Eine Boygroup sollte - wie der Name schon sagt - jung sein“, sagt „Bravo“-Chefredakteur Alex Gernandt. Für viele Anhänger der Boygroups, die mittlerweile Mitte dreißig sind, bleibe aber die Erinnerung an alte Zeiten. Sie kaufen die Platten ihre Jugendidole immer noch. NKOTB schafften es mit ihrem ersten Album nach ihrer Wiedervereinigung vor gut vier Jahren immerhin auf Platz zwei der US-Charts und gingen gemeinsam mit den Backstreet Boys auf Welttournee.
Das Erfolgsrezept funktioniert auch für die jungen Nachfolger. „Die Boygroups haben nur ihren Klamotten-Style angepasst und machen auf der Bühne weniger Aerobic“, sagt Gernandt, der früher als „Bravo“-Reporter Michael Jackson um die Welt begleitete. Statt hautengen Muskelshirts tragen die Jungs von heute meist lockere T-Shirts und Strickjacken. „Jede Generation hat ihre Boyband - und das ist auch gut so.“ Heute feiert beispielsweise die britisch-irische Band One Direction oder Big Time Rush aus den USA Erfolge.
Aus Deutschland erlangte die Boyband Tokio Hotel Weltruhm. Ihr Manager David Jost war in den 90er Jahren selber Mitglied der deutschen Boygroup Bed & Breakfast. Genau wie das amerikanische Pendant Jonas Brothers spielen die Jungs von Tokio Hotel auch Instrumente. Das ist jedoch keine Voraussetzung, wie etwa der Erfolg von One Direction mit ihrem Pop-Gesang zeigt.
Ob jung oder alt, die Boygroups jeder Generation begeistern zum größten Teil weibliche Fans. Das machte NKOTB-Sänger Donnie Wahlberg kurz vorm neuen Albums mit einer Mitteilung wieder deutlich: „Ladys, wir machen das für euch.“