Nino de Angelo - Warten auf das Comeback
Köln (dpa) - Seinen ganz großen Hit hatte Nino de Angelo mit 20. Nächstes Jahr wird er 50. All die Jahre hat er probiert, noch einmal einen solchen Erfolg zu landen wie damals mit „Jenseits von Eden“.
Es hat nicht geklappt. Nun hofft er wieder: Am 16. März erscheint sein neues Album.
„Ich hatte noch nie so ein gutes Gefühl wie jetzt“, beteuert er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Es ist eine neue Chance. Vermutlich die letzte.
Wer noch den Nino de Angelo aus den 80er Jahren in Erinnerung hat, wird ihn äußerlich nicht mehr wiedererkennen. Die Haare sind weiß geworden, die Stirn ist zerfurcht, er trägt eine Brille. Er sei erwachsen geworden, sagt er.
Nino de Angelo heißt eigentlich Domenico Gerhard Gorgoglione und stammt aus einer italienischen Gastarbeiterfamilie in Karlsruhe. Er ist eher klein, als Kind war er schüchtern, in der Schule hatte er nie den Mut, sich zu melden. Bis eines Tages das Thema „Wie nehme ich eine Platte auf?“ durchgenommen wurde. Da zeigte er zum ersten Mal auf. „Als ich die Aufnahme hörte, hatte ich selbst Gänsehaut.“
Schon ein Jahr später, mit 15 Jahren, bekam er seinen ersten Plattenvertrag. Mit 18 hatte er seinen ersten Nummer-1-Hit. 1984 dann „Jenseits von Eden“, geschrieben von Drafi Deutscher. „Ich bin gegen die Neue Deutsche Welle und gegen Nena angerannt und hab' alles platt gewalzt.“ Es war nicht einfach ein Erfolg, es war ein Mega-Erfolg.
Gerade deshalb konnte es danach nur noch eine Richtung für ihn geben: abwärts. Zunächst noch auf hohem Niveau, nach der Trennung von seinem Produzenten Dieter Bohlen dann steil. Er probierte es mit Rock und Blues, aber das nahm ihm nur die kleine Gemeinde der ganz treuen Fans ab. Immer mal wieder ergatterte er einen neuen Plattenvertrag, hoffte auf das Comeback. Aber es kam nicht. Und wenn er irgendwo auftrat, wollten die Fans „Eden“ hören und mitsingen. „Es war ja auch ein toller Titel. Es war jetzt nicht "Hier fliegen gleich die Löcher aus'm Käse".“
Der Fluch des frühen Erfolges kam für Nino de Angelo besonders dicke. „Man bezeichnet mich als beratungsresistent.“ Er machte Schulden - „Drücken Sie einem Italiener Geld in die Hand, und der haut das auf'n Kopp“ - bekam Alkoholprobleme und erkrankte zweimal an Krebs. Chemotherapie, Operationen, Milzentfernung. Schließlich verlor er auch noch seine Stimme - Stimmbandlähmung. „Das kommt sicherlich auch durch unvernünftigen Umgang mit Alkohol und Nikotin.“ Vom Rauchen ist er immer noch nicht los. Kurz vor und sofort nach dem Gespräch geht sein Griff zur Zigarette.
Der Verlust der Stimme war für ihn der Tiefpunkt. „Singen ist mein Kapital. Wenn ich nicht mehr singen kann, dann ist bei mir der Ofen aus. Ich kann dann auch nicht mehr komponieren, denn ich kann keine Noten lesen. Ich muss das singen, muss das hören. Das, was Nino de Angelo ausmacht, ist die Stimme. Dieser Ausdruck im Gesang, das ist es, was mich von anderen Künstlern unterscheidet. Und wenn ich das nicht mehr kann, dann bin ich eigentlich auch nichts mehr wert.“
Dennoch heißt sein neues Album nun „Das Leben ist schön“. Denn vor etwa eineinhalb Jahren kehrte seine Stimme langsam zurück. Er fand einen neuen Produzenten, und er schrieb und komponierte mit ihm zusammen erstmals ein ganzes Album selbst, ohne dass ihm jemand reinredete. „Das Album ist tipptopp“, sagt er. „Damit könnte ich den Sprung schaffen in die Champions League, in der auch ein Peter Maffay, ein Udo Jürgens spielt. Das ist mein Traum.“
Fester Händedruck zum Abschied. „Ich habe diesen Biss wieder, wie damals vor "Jenseits von Eden"“, sagt er. „Das Album wird erfolgreich sein.“ Wenn es diesmal wieder nicht klappt, gibt es keine Ausreden. Und wohl auch kein nächstes Mal.