Nur glückliche Gesichter: Efterklang live in Berlin
Berlin (dpa) - Selten so viele glückliche Gesichter gesehen: Was die dänische Band Efterklang am Mittwochabend im ausverkauften großen Theatersaal der Berliner Volksbühne mit ihrem Publikum machte, ist mit Verzauberung nur unzureichend beschrieben.
Das im Konzert zum Sextett erweiterte Trio - Mads Brauer (Elektronik), Casper Clausen (Gesang) und Rasmus Stolberg (Bass) - präsentierte seine klug konstruierten Artpop-Songs mit hoher Virtuosität und vor allem jeder Menge skandinavischem Charme. Stahlstiegen am Bühnenrand wurden zu Percussionsinstrumenten umfunktioniert, eine schöne junge Frau sang herzergreifend im Sopran, der spindeldürre Sänger balancierte über Stuhllehnen. Und überhaupt war da ein munteres Hin- und Hergewusel aller Musiker bei der Aufführung des aktuellen Efterklang-Meisterwerks „Piramida“ und älterer Songs dieser zur Zeit überwiegend in Berlin lebenden Band.
Aber der Reihe nach: Ein starkes Vorprogramm macht ein sehr gutes Konzert erst perfekt, und so war es auch hier. Die Performance des zum Efterklang-Kreis gehörenden Peter Broderick war fast allein das Eintrittsgeld wert. Der US-Multiinstrumentalist, dessen 2012er Soloalben „http://www.itstartshear.com“ (Hush/Cooperative) und „These Walls Of Mine“ (Erased Tapes/Indigo) sehr zu empfehlen sind, modellierte seine versonnenen Folkpop-Songs luftig-leicht mit Piano, Geige, Gitarre und Loops. Vor allem aber mit seiner Stimme, einem ganz wunderbaren Instrument. Gelegentlich halfen auch Musikerfreunde wie Casper Clausen oder der Berliner Neoklassik-Pianist Nils Frahm.
Broderick reihte sich dann nahtlos in das Efterklang-Ensemble ein, zu dem als Gäste auch Katinka Fogh Vindelev (Gesang, Keyboards) und Schlagzeuger Tatu Rönkkö gehörten. Es war keine leichte Aufgabe, den außergewöhnlichen Sound des aktuellen Albums „Piramida“ auf der Bühne zu inszenieren. Denn dafür waren Efterklang im vorigen Jahr eigens nach Piramyden im höchsten Norden Norwegens gereist, in eine von russischen Bergarbeitern 1998 fluchtartig verlassene Siedlung, um sich von der tristen Atmosphäre inspirieren zu lassen. Das Trio brachte vom Trip in die Einöde rund 1000 Klänge mit, vom Geklimper auf einem uralten Klavier über Getrommel auf leeren Ölfässern bis zu Naturgeräuschen.
Dieses Klangpuzzle galt es nun im Konzert einigermaßen zu reproduzieren. Das Experiment gelang, weil sich Efterklang eben nicht nur auf Mads Brauers „Piramida“-Samples stützten, sondern die neuen Lieder und älteres Material mit viel Live-Inspiration zusammenschraubten. So entstand eine stimmige Kombination aus Elektronik, orchestralen Passagen und fabelhafter Popmusik. Clausens ehrfurchtgebietende Baritonstimme und Vindelevs ätherische Background-Vocals ergänzten sich und sorgten für Gänsehautmomente. Am Ende stand eine Band auf der Volksbühne, die fast ungläubig ins enthusiastische Publikum winkte. Innerlich aufgewärmt ging man hinaus in die Berliner Winternacht mit reichlich Minusgraden.
Konzerte 2012: 7.12. - Zürich/Schweiz; 11.12. - Köln; 14.12. - Frankfurt am Main; 15.12. - Hannover; 2013: 9.1. - Bremen; 11.1. - Bochum; 5.2. - Basel/Schweiz; 6.2. - Baden/Schweiz; 7.2. - St. Gallen/Schweiz; 8.2. - Luzern/Schweiz; 9.2. - Genf/Schweiz.