Orson: Fünf Kinder der Traumfabrik

In Europa sind Orson sehr erfolgreich. In ihrer Heimat, den USA, kennt sie dagegen kaum jemand. Ihr zweites Album „Culture Vultures“ soll das endgültig ändern.

Würde man in den USA auf der Straße nach Orson fragen, würde man in verdutzte Gesichter schauen. Kaum zu glauben, dass eine US-Band, die in Europa große Erfolge feiert, in ihrer Heimat gänzlich unbekannt ist. Selbst in Kalifornien, woher sie stammt, ist sie seit nunmehr acht Jahren immer noch ein Geheimtipp.

Die Geschichte von Orson beginnt im Jahr 2000: Sänger Jason Pebworth und Gitarrist George Astasio trafen sich in einem kleinen Café in Los Angeles. Auf der Speisekarte standen vor allem Sandwiches, benannt nach Hollywoodlegenden wie Greta Garbo oder Clark Gable. Nichts besonderes in Kalifornien. Doch eine der Speisen ging den beiden Musikern nicht mehr aus dem Kopf: Das Orson-Welles-Sandwich. Belegt war es mit holländischem Käse und Essiggurken, für die Namensgebung war das allerdings egal. Es war eher die große Verehrung, die Pebworth und Astasio dem amerikanischen Regisseur entgegenbringen. Das Sandwich war nur der Anstoß.

"Welles hat immer sein eigenes Ding gemacht und sich gegen alle anderen durchgesetzt", sagt Astasio. Als Kinder Hollywoods wuchsen alle fünf Bandmitglieder mit Filmen auf und jobbten in ihrer Jugend als Kameramann oder Bühnenbildner. Neben der Musik und Herkunft verbindet sie also noch eine weitere große Leidenschaft: "Es gibt unzählige Bands aus Hollywood, aber ich habe den Eindruck, dass sich keine dieser Bands jemals mit dieser Tatsache wirklich auseinandersetzt. Ich stehe voll auf die ganzen Mythen, die beim Wort Hollywood mitschwingen", sagt Pebworth.

Ihren Musikstil bezeichnen Orson selbst als "Two Guitar Power Pop". Die Einflüsse könnten nicht unterschiedlicher sein: Von Black Sabbath bis Queen, von Broadway-Musicals bis zu Bjork. Die meisten Lieder stammen aus der Feder von Sänger Pebworth und entstanden zum größten Teil an seinem Klavier.

Mit ihrem Debüt "Bright Idea" feierten Orson besonders in Europa Erfolge. "Bright Idea" erreichte dort Platin-Status. Ihre erste Single "No Tomorrow", ein Lied über eine Partynacht, die nie enden sollte, schlug besonders in England ein. "Mit Bright Idea wollten wir uns so ziemlich gegen alles stellen, was gerade bei uns zu Hause sehr erfolgreich war, wie zum Beispiel der Indie-Rock von den Strokes und den White Stripes", sagt Pebworth. Richtig bekannt wurden Orson schließlich durch ihre Auftritte als Vorgruppe von Duran Duran und Robbie Williams.

Mittlerweile sind wieder zwei Jahre vergangen und mit "Culture Vultures" präsentieren Orson ihr zweites Album. Diesmal wollten sie sich etwas von ihrem Pop-Image lösen und rockigere Töne anschlagen. Deshalb ging es Anfang 2007 aus dem sonnigen Kalifornien ins kühle London. Dort schlossen sie sich gemeinsam mit Produzent Noah Shain mit dem sie bereits bei "Bright Idea" zusammen gearbeitet haben, in einem Studio ein. Das Ergebnis: Die Inhalte haben sich kaum verändert, Mädchen, Spaß und gute Laune. Die Gitarren stehen diesmal zwar deutlicher im Vordergrund, dadurch gleichen sich die Songs aber auch etwas an.

Kurzkritik Orson wollten einen anderen Weg einschlagen als mit ihrem Debütalbum "Bright Idea". Rockiger sollte es werden, vor allem aber weniger poppig. Ein Mehr an Gitarren ist zu hören, aber Popmusik ist es dennoch. Hauen Orson am Anfang noch in ihrer altgewohnten Art ordentlich auf die Pauke und machen Lust, auf der nächstbesten Party aufzukreuzen, befindet man sich leider spätestens beim vierten Lied auf der Fahrt ins Tal monotoner Popsongs. Nach dem Erfolg des Debütalbums und der vielversprechenden Single "Ain’t No Party" hätte man sich mehr erhofft. Schade.

Highlights "Culture Vultures" beginnt mit zwei Krachern, leider auch den einzigen auf dem gesamten Album: "Radio" erinnert an die früheren Orson. Bei "Ain’t No Party" möchte man einfach nur mit guten Freunden einen lauen Sommerabend genießen.