Pink Floyd: Eine Verneigung vor Rick Wright
Pink Floyd hat einst Musikgeschichte geschrieben. Jetzt ist das wahrscheinlich letze Album der Briten auf dem Markt.
Düsseldorf. David Gilmour und Nick Mason zählen zu den einflussreichsten und meistgefeierten Musikern aller Zeiten. Das Output der beiden übrig gebliebenen Köpfe von Pink Floyd hielt sich jedoch stets in Grenzen. Nachdem Bandgründer Roger Waters 1985 die Band auflösen wollte, letztlich aber nur selbst ausstieg, schufen die Rechteinhaber des Bandnamens nur zwei weitere Alben: 1987 „A Momentary Lapse of Reason“ und 1994 „The Division Bell“.
Jetzt kehren die Prog- und Spacerock-Legenden, die mehr als 300 Millionen Tonträger verkauften, noch einmal zurück: Auf „The Endless River“ bereiten Gilmour und Mason 20 Jahre alte Musik neu auf. Das nun veröffentlichte Material stammt größtenteils aus den Aufnahmesessions zum vorigen Studioalbum. Ursprünglich war „The Division Bell“ nämlich als Doppel-LP geplant. Ihr erster Teil sollte Lieder mit Gesang und ihr zweiter Instrumentalstücke beinhalten. Doch daraus wurde nichts.
Dann allerdings nahm eine Entwicklung ihren Lauf, die Schritt für Schritt in der jetzigen Veröffentlichung mündete. Zuerst raufte sich die Bestbesetzung von Pink Floyd aus Gilmour, Mason, Waters und Keyboarder Rick Wright tatsächlich noch mal zusammen, wenn auch nur für einen Gig: 24 Jahre nach ihrem letzten öffentlichen Auftritt betraten sie im Juli 2005 gemeinsam die Bühne.
Auf Bob Geldofs weltumspannendem Rockkonzert Live 8 im Londoner Hyde Park spielten sie fünf Lieder, u. a. die Klassiker „Wish You Were Here“ (enthalten auf dem gleichnamigen Album) und „Comfortably Numb“ („The Wall“). Die beiden Hauptstreithähne Gilmour (Gitarre, Gesang, Komposition) und Waters (Bass, Gesang, Komposition, Texte) schienen ihren Zwist inzwischen zwar beigelegt zu haben, den Spekulationen über eine offizielle Wiedervereinigung erteilten sie aber hier wie dort und nach mehrerem hin und her eine Absage.
Ein Jahr später starb dann Gründungsmitglied Syd Barrett, der wegen seiner Drogenprobleme 1968 von Gilmour ersetzt und neben dem Namen einst auch für den psychedelischen Sound der Band verantwortlich war. Mit Barretts Tod kamen sich die restlichen Musiker erneut etwas näher. 2008 verschied dann auch das offizielle Pink Floyd-Mitglied Rick Wright. Mit ihm wurde eine echte Reunion zwar für immer beerdigt, doch beide Fronten würdigten Wright für seine Verdienste am unverkennbaren Pink Floyd-Sound.
Mason und Gilmour, die plötzlich als Band zu zweit dastanden, erinnerten sich an dessen Arbeit am unveröffentlichten Material aus der „Division Bell“-Zeit und begannen daran zu feilen. Dabei realisierten sie, dass Wrights Anteil beeindruckend war, wie Mason kürzlich in einem Interview mit dem US-Rolling Stone zugab.
„Rick war immer der am wenigsten Anerkannte bezüglich seines Beitrags zu unserem Sound und dem, was uns ausmacht. Es war eine gute Gelegenheit, diese Balance ein bisschen wiederherzustellen.“ „The Endless River“ ist eine Verneigung vor Rick Wright — ein Schwanengesang, wie das teils kritisierte, weil doch etwas kitschige Cover bereits andeutet.
Dass Roger Waters sich nicht dran beteiligte, hat seine Gründe. Es hätte sich nicht richtig angefühlt, so Mason, daher hätte man Waters erst gar nicht gefragt. Das Ergebnis ist ein Doppelalbum mit instrumentaler Musik nach einem altmodischen Konzept, wie Mason sich ausdrückt. Erst am Schluss kommt ein Lied mit Gilmours Gesang: „Louder Than Words“ ist der einzige echte Song der Platte — ein Statement zu Pink Floyd und dem Leben an sich.
„We bitch and we fight... but this thing we do... it’s louder than words... the sum of our parts... the beat of our hearts... it’s louder than words“. (Wir meckern und wir streiten, doch das, was wir tun, ist lauter als Worte. Die Summe unsrer Teile, der Schlag unsrer Herzen, ist lauter als Worte.)