Pink geht in die Luft – und alle halten den Atem an
Gut 12.000 Fans erlebten am Sonntag in Oberhausen eine spektakuläre Show mit Hits der Rockröhre und Akrobatik am Hochseil.
Oberhausen. In der Arena gehen die Lichter aus, und in den tosenden Beifall mischen sichüber der Konzertbühne in Kirmes-Optik die Bilder eines Videoclips: Zu sehenist Alecia Beth Moore (29), besser bekannt als Pink. Sie räkelt sichmissmutig auf einem Sofa, durchwühlt noch missmutiger ihren Kleiderschrank,um gleich danach draußen im Hof noch viel missmutiger auf einem schwerenMotorrad Platz zu nehmen. Zuvor hat sie allerdings noch ihr Eigenheim mitdem darin schlummernden Lover mittels Benzinspur in Flammen gesetzt. DemFeuer folgt Sekunden später der erste Song des Abends: "Highway to Hell" alslupenreine Cover-Version. Überraschung. So was darf nur Pink.
Mit gut12.000 Fans ist auch diese Station ihrer "Funhouse"-Tour ausverkauft. Unddas zu Recht: Was die Rockröhre und ihre achtköpfige Band nebst Tänzern fastzwei Stunden lang in Oberhausen entfesseln, ist Weltklasse und jeden Centwert. "Like a Pill" gibt es als ersten Hit des Abends, daher gestampft,umjubelt - und mit Sicherheit nicht die letzte Nummer mit solcher Wucht.Ihre etwas bemühte Krawall-Erklärung "So What" hat die Amerikanerin ebensoim Gepäck wie die grandios dargebotene Unplugged-Version von"Trouble".
Die Fans jeden Alters feiern fast alle Songs mit. Selbstauf den sonst eherbehäbigen Rängen hält es keinen Zuschauer länger als 60Sekunden auf denSitzen. Pink pflegt einmal mehr ihr Image als "femmekrawall". Bevor BritneySpears' böse Schwester im sexy Outfit 30 wird, willsie es scheinbar nocheinmal krachen lassen. Nach allen Regeln derKunst.
Verblüffend sind nicht nur Cover-Songs wie eine pink gefärbte"BohemianRhapsody", die selbst den unsterblichen Freddie Mercury im Himmelerfreuenwürde. Immer wieder verschlägt es die Sängerin selbst in luftigeHöhen:Ihren aktuellen Hit "Sober" intoniert sie kopfüber gut zehn Meterüber derBühne - am Hochseil gesichert, wieder und wieder durch die Luftwirbelnd,Arm in Arm mit einem Akrobaten, der sie im freien Fall auffängt.Höher,schneller, fieser: Niemand im Publikum, der bei diesem Anblick nichtdieLuft anhält und einen Moment lang sogar das in Ehrfurcht noch oben gestreckte Fotohandy vergisst.
Keine Frage: Sollte Pink die"Funhouse"-Tour heil überstehen, spielt sieauch in Zukunft live aufAugenhöhe mit den ganz Großen. Absolut sehenswert.Da kann Madonna getrostihre Trainingstasche packen.