Pop Schwyz! Sun Of Moon und The Legendary Lightness

Berlin (dpa) - Die Schweiz ist als Heimat eines international ausgerichteten Indie-Pops bisher nicht groß aufgefallen. Umso überraschender zwei nun fast zeitgleich erscheinende Platten - Vorhang auf für Sun Of Moon und The Legendary Lightness.

SUN OF MOON, so heißt das Quasi-Solo-Projekt von Marcel Blatti, der sich einigermaßen originell Lleluja-Ha nennt und mittlerweile in Berlin lebt. Dort wurde auch das Doppelalbum (!) des Schweizers in diversen Tonstudios und im früheren DDR-Rundfunkhaus aufgenommen. Dem Debüt „Sun Of Moon“ (RAR/Motor Entertainment/H'ART/Believe Digital) hört man die hohen Ansprüche seines Masterminds zu jeder Sekunde an.

Gitarren- und Piano-Pop, Singer/Songwriter-Melancholie, zarte bis üppige Streicherpassagen, raffinierte Artrock-Elemente - Blatti beweist über die beeindruckende Strecke von 36 Tracks vielseitigen, erlesenen Geschmack. Auf der ersten CD mit 14 Liedern ist die Pop-Orientierung stärker, aber schon hier merkt man Sun Of Moon an, dass Blatti bereits für bekannte Regisseure wie Falk Richter (Schaubühne Berlin) und Stefan Pucher (Münchner Kammerspiele) Theatermusik geschrieben hat.

Die zweite, überwiegend instrumentale CD klingt dann endgültig wie ein Soundtrack für einen noch nicht gedrehten Film - man denkt an die verträumten „Amélie“-Klänge des Franzosen Yann Tiersen, aber auch an düstere Hollywood-Thriller. „Von meinem Soloalbum wollte ich, dass es wirklich meine Musik repräsentiert und nicht nur einen Teil meiner Musik“, sagt der mit einer schönen, oft ins Falsett fallenden Stimme gesegnete Blatti. „Deshalb habe ich beides miteinander kombiniert: eine CD mit Popmusik und eine CD mit Filmmusik.“

Wie eigenständig der Schweizer nicht nur als Songschreiber ist, sondern auch als Instrumentalist, beweist die Tatsache, dass er sein Opus magnum bis auf einige Bassläufe komplett solo einspielte und auch Bläser und Streicher selbst arrangierte. Man darf gespannt sein, wie Blatti seine komplexen Klanggemälde auf die Bühne bringen wird - nachzuhören in der ersten November-Hälfte, dann gastieren Sun Of Moon, natürlich als Band, in deutschen und Schweizer Clubs.

THE LEGENDARY LIGHTNESS, die aus Zürich stammende vierköpfige Band um den Songwriter Daniel Hobi, legt ihren Indiepop-Entwurf im Vergleich zu Sun Of Moon bescheidener an. Was aber nicht heißen soll, dass die zehn Lieder des selbstbetitelten Debüts (K&F Records/Broken Silence) deswegen weniger reizvoll klingen. Geboten wird Gitarrenpop amerikanischer Prägung, gesungen von einer sympathischen Jungmännerstimme zu warmen, verspielten Arrangements.

Schon der Opener „Whole Lot Better Off“ entwickelt nach zurückhaltendem Beginn über fast sechs Minuten eine Dynamik und Spannung, die für den Rest des im Züricher Sound Development Studio eingespielten Albums einiges erwarten lassen. Pedalsteel-Gitarre, Vibrafon und Cembalo erweitern den Sound über den bewährten Folkrock-Rahmen hinaus.

Trotz der Schichtung diverser Instrumente und Klangfarben haftet den Liedern von The Legendary Lightness - passend zum Bandnamen - eine schwebende Leichtigkeit an. Mit „Army Of Friends“ hat das Eidgenossen-Quartett einen Mitsing-Hit im Gepäck, das zehnminütige „Hey Ron“ führt zum Abschluss in experimentelle Gefilde.

Wer die stets etwas gedämpften Songs eines Lloyd Cole oder Teitur oder auch von The National mag, der dürfte auf dem Album also einiges zu entdecken haben. Auch für diese talentierte Band gilt in Abwandlung eines landestypischen Anfeuerungsrufes: Pop Schwyz! Mit Ausrufezeichen.

Konzerte Sun Of Moon: 01.11. Luzern, Gewerbehalle (CH) - 02.11. Sierre, Hacienda (CH) - 03.11. Freiburg, Café Atlantik (DE) - 05.11. Kiel, Roter Salon - 07.11. Dresden, Altes Wettbüro - 09.11. München, Milla - 10.10. Frankfurt, Hafen2 - 11.11. Hamburg, Thalia Theater 12.11. Berlin, Privatclub - 13.11. Haldern, Haldern Pop Bar - 14.11. Zürich, Bogen F (CH)

Konzerte The Legendary Lightness: 01.11. Luzern, Madeleine (CH) - 02.11. Zürich, Bogen F (CH) - 29.11. La-Chaux-de-Fonds, Bikini Test (CH)