Pop: Spice Girls - Angriff der Museums-Girlies
Am 20. Dezember geben die Spice Girls in Köln das einzige Deutschland-Konzert ihrer Abschiedstour. Der Ticketverkauf ist zufriedenstellend, aber nicht überragend.
<strong>Düsseldorf. Wichtig ist: Es ist kein Comeback, es ist eine Abschiedstour. Das wird vom Management gebetsmühlenartig betont. Die Vorsicht ist verständlich, mehr als die Best-Of-Konzerte zu versprechen wäre fatal. Denn als die Spice Girls im Jahr 2000, damals als werbe- und damit gewinnträchtigstes Pop-Produkt der Welt, ihr drittes Album "Forever" veröffentlichten, ging die Platte sang- und klanglos unter. Selbst der Flop an sich war kaum jemandem eine Meldung wert.
Warum auch? Da war ja nichts mehr! Keine durchgeknallte Selbstinszenierung. Keine zwingenden Ohrwürmer. Schon gar keine lärmende "Girl Power". Zur Erinnerung: Das war dieser lästige Spice-Girls-Schlachtruf, mit dem sich Teenie-Mädels rund um den Globus ihr angeranztes Bauchfrei-und-Piercing-Outfit zeitgemäß reden konnten.
Sexy und trotzdem emanzipiert - dafür standen die fünf Instant-Hupfdohlen. So zumindest hatte Produzent Simon Fuller seine Schützlinge auf dem Markt positioniert. Sollte heißen: Man kann auch im Abendkleid den Mittelfinger zeigen und in Trainingshosen Schampus schlürfen.
Die Spice Girls hätten dieses Image, auch nach dem Ausstieg von Ginger-Spice Geri Halliwell 1998, eigentlich nur weiter pflegen müssen. Stattdessen begingen sie einen schweren Fehler: Sie wollten musikalisch ernst genommen werden. Kein Witz! Aber trotzdem irgendwie lustig! Nur die Plattenfirma konnte über das Fiasko nicht lachen.
Um ein bisschen mehr als ein nettes Zubrot ging es denn aber wohl Emma "Baby Spice" Bunton und der wiedergekehrten Miss Halliwell, deren Überschwang auf der Pressekonferenz im Juni so peinlich pathetisch wurde, dass man ihr das Mikro abdrehte. Beide starteten nach ihrer Girlgroup-Zeit relativ erfolgreich in Solokarrieren, waren aber bereits anderthalb Jahre später vergessen.
Gründung 1994 wurden Melanie Chisholm, Geraldine Halliwell, Victoria Adams, Melanie Brown und Michelle Stephenson zur Girlgroup Touch zusammengecastet. Stephenson wurde später durch Emma Bunton ersetzt. Ab 1995 nahm sich Pop-Produzent Simon Fuller, der Erfinder des Casting-Spektakels "Pop Idol" ("Deutschland sucht den Superstar"), des Quintetts an und nannte es Spice Girls.
Hits "Wannabe" wird 1996 die bis heute meistverkaufte Debütsingle aller Zeiten. In Großbritannien folgen acht Nummer-Eins-Hits. Von 1996 bis 2000 verkaufen die Spice Girls über 50Millionen Exemplare ihrer ersten beiden Alben.
Flops Das Album "Forever" läuft 2000 unter "ferner liefen". Auch ihre Single "Headlines", 2007 begleitend zur Abschiedstour veröffentlicht, floppt auf ganzer Linie.