Pionier elektronischer Musik

Nachruf: Karlheinz Stockhausen ist tot. Er war einer der bedeutendsten und umstrittensten Komponisten des 20. Jahrhunderts.

<strong>Köln. Der Opern-Zyklus "Licht" war das Lebenswerk des weltberühmten Komponisten Karlheinz Stockhausen. Sein gigantisches Projekt gilt als das größte in der Musikgeschichte seit Richard Wagners "Ring des Nibelungen". Stockhausen starb, wie gestern bekannt wurde, bereits am Mittwoch in seinem Wohnort Kürten bei Köln im Alter von 79 Jahren. Stockhausen war ein Pionier der elektronischen Musik und einer der renommiertesten Komponisten der Gegenwart. Er schuf mehr als 200 Werke und spielte über 100 Schallplatten ein. Stockhausen galt als musikalisches Genie mit messianischem Anspruch, aber auch der Fähigkeit zur Selbstinszenierung.

Der Künstler nahm sich stets die Freiheit, zeitgenössische Musik, viele deutsche Dirigenten und Orchester zu kritisieren. Als er sich aber unbedacht in einem Interview zu den New Yorker Anschlägen vom 11. September 2001 äußerte, löste er eine Welle der Empörung aus. Die Terroranschläge hatte der Komponist als "das größte Kunstwerk, das es überhaupt gibt für den ganzen Kosmos" bezeichnet. Daraufhin hagelte es Kritik, und Konzerte mit ihm wurden abgesagt.

Stockhausens Arbeiten werden heute in aller Welt gespielt. In seinen Klang mischen sich Menschenstimmen, Geräusche und Synthesizertöne. Die Arbeiten des Musikers waren zudem vom japanischen Zen-Buddhismus inspiriert. Oft dirigierte und leitete er die anspruchsvollen Aufführungen selbst. Stockhausens Zyklus "Licht", an dem er seit 1977 arbeitete, stellte - zumindest dem Umfang nach - selbst Wagners "Ring"-Zyklus in den Schatten. Der Komponist arbeitete nach eigener Aussage stets 16 Stunden am Tag.

Die zeitgenössische Musik hatte nach Einschätzung Stockhausens "nichts Neues" zu bieten. Es werde viel "Abfall" produziert. Kritik übte Stockhausen auch an den Schallplattenfirmen, die in erster Linie den Verkaufserfolg im Auge hätten. Ob seine Musik dem Publikum gefällt, kümmerte Stockhausen wenig. Er musiziere für die, die sein Werk mögen, "der Rest des Planeten interessiert mich nicht".

Stockhausen, der zurückgezogen in einer Villa im bergischen Kürten lebte, hatte nach dem Krieg an der Kölner Musikhochschule Klavier, Schulmusik und Komposition studiert, an der Universität Köln Musikwissenschaften, Philosophie und Germanistik, in Bonn Phonetik und Kommunikationsforschung. Bei Olivier Messiaen hat Stockhausen in Paris Analyse- und Ästhetikkurse besucht, mit Pierre Boulez und Luigi Nono wagte er erste Schritte in die Neue Musik.

Leben: Karlheinz Stockhausen wurde 1928 in Mödrath bei Köln geboren. Er studierte von 1947 bis 1951 an der Musikhochschule und der Universität Köln. Seit 1950 arbeitete er als Komponist. Er war zweimal verheiratet und hatte sechs Kinder.

Werke: Er wirkte als Hochschuldozent und Verfasser musiktheoretischer Schriften. Mit mehr als 200 eigenen Werken zählt er zu den bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seit 1977 arbeitete er an seinem Zyklus "Licht".