Schön spleenig: Neues von der Ralfe Band
Berlin (dpa) - Aller guten Dinge sind drei: Mit ihrem neuen Album schaffen die Oxford/Londoner Ralfe Band endlich die perfekte Mixtur aus britischer Spleenigkeit, schrägen Texten, Sentimentalität und Spielfreude.
Was sich auf den vorherigen Studioplatten „Swords“ (2005) und „Attic Thieves“ (2008) noch etwas ungelenk andeutete, wird auf „Son Be Wise“ (Highline/Rough Trade) zur Gewissheit: Die Band um den Singer/Songwriter Oly Ralfe gehört zu den originellsten Indiefolk-Projekten der Insel - und darüber hinaus.
Man kann vergleichsweise die US-Kollegen von Beirut mit ihren Balkan-Vibes heraushören, oder aber den französischen Spieluhren-Pop von Yann Tiersen, oder die komplexeren Lieder von Belle & Sebastian, oder die Sixties-Streicherballaden eines Lee Hazlewood. Vor allem aber macht die Ralfe Band eine ganz eigene, oft zart orchestrierte und stets geschmackssichere Musik jenseits des Mainstreams.
„Son Be Wise“ ist bei aller Vielseitigkeit mal wieder ein Album, das über 40 Minuten nicht nur als Zusammenstellung von einigen guten Songs und Füllmaterial dient, sondern als kompositorische Einheit funktioniert. Die luftigen Walzer und Klavierballaden sind meist abgeschmeckt mit zurückhaltenden Streicher-Arrangements von John Greswell, etwas Sax von Pete Wareham (Polar Bear) und Steve Hamilton (Blur Radiohead) - aber ohne jeden Anflug von Kitsch.
Dazu croont Oly Ralfe in der ihm eigenen, stolpernden, nasalen Weise - und trifft die Töne insgesamt sicherer als auf den beiden Vorgängerplatten. Der auch als Filmkomponist hervorgetretene Frontmann - sein musikalischer Beitrag zur britischen Indie-Komödie „Bunny And The Bull“ lohnt sich ebenfalls - wurde für das neue Album von Ron Ellis (P.J. Harvey, Anna Calvi) unterstützt. Und diese Professionalisierung hat sich hörbar ausgezahlt, ohne dass der Charme dieser kleinen, feinen Band verloren ging.
Mit „Son Be Wise„ ist Oly Ralfe und seiner bunten Truppe eines der liebenswertesten Alben dieses Sommers gelungen. Diese zwölf kurzen Lieder zaubern bei aller Melancholie ein breites Grinsen ins Gesicht - der perfekte Soundtrack zu einem entspannten Veranda-Abend.