SHMF mit deutscher Romantik und britischem Humor

Lübeck (dpa) - Beethoven, Mendelssohn, Brahms: Mit einer musikalischen Reise durch die deutsche Romantik ist am Sonntag das Schleswig-Holstein Musik Festival in seine 29. Saison gestartet.

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Wie nicht anders zu erwarten, hatte das Festival zum Eröffnungskonzert die erste Garde im Musikgeschäft aufgeboten. Fünf hochkarätige Vokalsolisten, darunter der aus Schleswig-Holstein stammende Heldentenor Klaus Florian Vogt, der NDR Chor, der Rundfunkchor Berlin und das NDR Sinfonieorchester mit seinem Chefdirigenten Thomas Hengelbrock, rissen das Publikum zu Beifallstürmen hin.

Am Anfang stand das „Triumphlied“ von Johannes Brahms (1833-1897) in seiner Urfassung aus dem Jahr 1871. Sie war kurz nach ihrer Uraufführung im Bremer Dom verschollen und ist erst vor zwei Jahren wiederentdeckt worden. Hier klang Brahms ganz anders, als gewohnt - nicht grüblerisch und melancholisch, sondern frisch und lebhaft. Brahms hatte das Werk als patriotischen Beitrag zur Reichsgründung 1871 geschrieben. Dieser erste Satz (und nur der wurde am Sonntag aufgeführt) sei einer seiner „politischen Betrachtungen über dies Jahr“, wie der Komponist in einem Brief an seinen Freund, den Dirigenten Carl Reinthaler, schrieb.

Zu überraschenden Hörerlebnissen gerieten auch die fünfte Sinfonie von Ludwig van Beethoven (1770-1827) und Felix Mendelssohns „Erste Walpurgisnacht“. Bei der Beethoven-Sinfonie arbeiteten Hengelbrock und die NDR Sinfoniker neue Facetten heraus, so dass das auch als „Schicksalssinfonie“ bekannte Werk phasenweise ganz neu und unbekannt klang. Mendelssohns „Walpurgisnacht“ begeisterte durch den Wechsel von opernhafter Dramatik und sensibler Empfindsamkeit sowie durch die Gesangssolisten. Weltklassesänger in relativ kleinen Partien - das ist typisch Schleswig-Holstein Musik Festival.

Diese Qualität hat offenbar auch die britische Königin Elizabeth II. überzeugt, die bereits zum zweiten Mal nach 2001 die Schirmherrschaft für das Festival übernommen hat. Als Gruß an die Queen, die durch ihren Botschafter Simon McDonald vertreten wurde, forderte der neue Intendant Christian Kuhnt die Konzertbesucher auf, die zuvor verteilten Fotos der Queen in die Höhe zu halten. Von der Bühne aus machte er ein Foto mit seinem Smartphone und versprach, ihr das Bild als Dank zu schicken.

Die Queen hatte die Schirmherrschaft unter anderem wegen des Mendelssohn-Schwerpunkts des Festivals übernommen. Der Komponist (1809-1847) unternahm zahlreiche Konzertreisen nach Großbritannien, war mehrfach zu Gast bei Königin Victoria, der Ur-Ur-Großmutter der Queen und ist auch heute noch im Vereinigten Königreich sehr populär, wie McDonald versicherte.

Das Festival mit rund 170 Konzerten in 59 Orten in Schleswig-Holstein, Hamburg und Süddänemark dauert bis zum 31. August.