Solider Britpop: „BE“ von Beady Eye
Berlin (dpa) - Die These, dass Liam Gallagher ohne seinen kreativen Bruder Noel nur die Hälfte wert ist, sollte von der so kritischen Britpop-Gemeinde zumindest neu diskutiert werden.
Mit „BE“, dem zweiten Album der Oasis-Nachfolge-Band Beady Eye, ist dem Jüngeren der Gallaghers zwar kein Meilenstein der Musik-Geschichte gelungen, eine grundsolide Britpop-Scheibe ist es aber allemal geworden.
„BE“ ist eine Weiterentwicklung des Debüt-Albums „Different Gear, Still Speeding“. Dafür ließ Liam Gallagher das Album von David Sitek produzieren, der schon mit Indie-Bands wie TV on the Radio und den Yeah, Yeah, Yeahs erfolgreich zusammengearbeitet hat. Insgesamt kommen die elf Songs auf „BE“ ruhiger, unaufgeregter und eine Spur erwachsener als die des Vorgängers daher. Mit der Single-Auskopplung „Flick Of The Finger“ ist dem Rock-Rüpel ein exzellentes Stück gelungen, das es mit Oasis-Songs durchaus aufnehmen kann.
Klar, die Gallagher-Brüder werden immer noch an den grandiosen Erfolgen der ersten Oasis-Alben „Definitely Maybe“ und „(What's the Story) Morning Glory?) oder Hits wie „Wonderwall“ und „Don't Look Back in Anger“ gemessen, aber das ist nun auch schon fast 20 Jahre her. In einem Interview mit dem Magazin „Q“ hatte der Ex-Oasis-Sänger zuvor behauptet, dass er den Job wechseln würde, sollte das Album floppen. Ein Kassenschlager wird „BE“ höchstwahrscheinlich nicht, aber die Musik-Welt wäre ohne das Großmaul Liam um eine Type ärmer.
Im August 2009 kam es nach dem jahrelangen Dauerzwist der Gallagher-Brüdern zum Bruch bei Oasis. Noel verließ die erfolgreichste Britpop-Band und stürzte sich in sein Solo-Projekt Noel Gallagher's High Flying Birds. Liam scharte mit Gem Archer, Andy Bell und Chris Sharrock den Rest der Oasis-Band um sich und gründete Beady Eye. Der Streit zwischen Liam und Noel ging nach der Trennung unvermindert weiter. Umso erstaunlicher ist es, dass Liam seinem älteren Bruder nun mit dem Song „Don't Brother Me“ musikalisch die Hand reicht. Und wer weiß, vielleicht kommt das Friedensangebot zum 20. Geburtstag von „Definitely Maybe“ im kommenden Jahr gerade zur rechten Zeit. Liam hat bereits angekündigt, dass er sich eine zeitweilige Reunion von Oasis durchaus vorstellen könnte.
Auf der Insel sorgte das Beady-Eye-Album „BE“ auch wegen anderer Tatsachen für Aufregung: Da auf dem Cover die nackte Brust einer auf der Seite liegenden Frau zu sehen ist, musste das Platten-Label Sony die Brustwarze überkleben, damit die Platte überhaupt in die Läden kam. Auch eine Art von Werbung, die dem extrovertierten Liam mit Sicherheit ein cooles Grinsen ins Gesicht zaubert.
Tourdaten: 02.07. Berlin, C-Club - 03.07. Hamburg, Uebel & Gefährlich - 05.07. München, Backstage Werk - 22.08. Köln, Gloria