Festival Summerjam: Vom Szenetreffen zur Sommerparty

Seit 30 Jahren gibt es das Kölner Reggaefestival, das zu den größten der Welt gehört.

Foto: Eppinger, Stephan

Köln. Wer am kommenden Wochenende am Fühlinger See das Reggaefestival Summerjam besucht, würde nicht vermuten, dass dieses schon 30 Jahre auf dem Buckel hat. Zahlreich sind dort vor allem die jungen Fans aus ganz Europa, die mit den Stars ihrer Generation ihre große Sommerparty feiern wollen. Bei so manchen waren oder sind auch schon die Eltern auf dem Festival unterwegs.

Das liegt auch daran, dass sich der Summerjam vom reinen Reggaefestival mit vorwiegend internationalen Stars der Szene im Laufe der drei Jahrzehnte sowohl für andere Genres als auch für hierzulande angesagte Musiker geöffnet hat. So stehen deutsche Stars wie Jan Delay, Max Herre, Samy Deluxe, Marteria, Culcha Candela und Seed regelmäßig auf der Bühne. HipHop, Blues und Weltmusik treffen auf Roots Reggae und Dancehall. Am Wochenende werden beispielsweise der Panda-Rapper Cro und sein Kollege Kontra K den Fans in Köln einheizen.

Dazu kommen die "Eigengewächse" des Summerjams: Gentleman und Patrice sind inzwischen zu Weltstars geworden sind. Dabei hatten beide ihre Wurzeln in der Zeltstadt, die die Festivalinsel am See umgibt und die für manchen Besucher wichtiger ist als die eigentlichen Konzerte auf den beiden großen Bühnen. "Das ist das Festival, bei dem ich schon als Kind und Jugendlicher war. Das war meine erste Erfahrung mit Livemusik, vor der Bühne hatte ich immer große Ehrfurcht. Damals gab es fast nur internationale Musiker, die beim Summerjam gespielt haben. Und 2000 bin ich dann erstmals selbst auf der Bühne gestanden und seitdem bin ich so so etwas wie ein Stammgast", sagt Patrice, der am Samstagabend auftritt.

Was den Reggae angeht, sind am Fühlinger See sowohl die Legenden wie Bob Marleys Bandleader Bunny Wailor oder Jimmy Cliff zu Gast wie Vertreter der jungen jamaikanischen Reggae- und Dancehallszene wie Protoje, der das Revival des Rootsreggae in der Karibik ausgelöst hat. Er wird in diesem Jahr in Köln auf der Bühne stehen. Das gilt auch für Damian Marley, dem Sohn Bob Marleys, der am Samstag Headliner sein wird. Er gehört genauso wie seine Brüder Stephen und Ziggy Marley zu den Stammgästen in Köln.

Zu den Stars des Festivals zählen auch die Vertreter der us-amerikanischen Roots-Reggae-Szene, die sich derzeit besonders lebendig und kreativ entwickelt. In diesem Jahr werden Soja und Groundation an den Fühlinger See kommen. Zu den Hit-Garanten in der Karibik gehört seit Jahren Tarrus Riley, dessen Vater Jimmy in den 60ern einer der bekanntesten jamaikanischen Sänger war. Er reist mit neuem Album an den Rhein.

Nach Köln kam der Summerjam übrigens erst 1996. Zehn Jahre zuvor war das Festival auf der Freilichtbühne Lorely als kleines Szene-Event gestartet. 1994 und 1995 fand es als Übergangslösung auf dem ehemaligen Militärflughafen Wildenrath statt. Inzwischen zählt der Summerjam zu den größten deutschen Festivals und ist längst weltweit zu einer Institution geworden.

Manchmal gab es auch Kritik an internationalen Künstlern, die wie der Dancehall-Star Sizzla durch homophobe Äußerungen und Songs aufgefallen waren. 2005 wurde der Jamaikaner deshalb ausgeladen. Zwei Jahre später war Sizzla jedoch wieder dabei, es hagelte heftige Proteste der Kölner Schwulenbewegung, auch wenn vor Ort schwulenfeindliche Äußerungen ausbleiben.

Wirkliche Konflikte zwischen den 30000 Reggae-Fans und der Schwulenszene, die am gleichen Wochenende ihren CSD groß feiert, gab es aber in all den Jahren nie. So gehört das kommende Wochenende wieder zu den größten und friedlichen Partytagen des Jahres in Köln.