Vom LKW-Fahrer zur Legende: Elvis Presley wäre 80

Memphis (dpa) - Vor 80 Jahren wurde in Tupelo, Mississippi, ein Knabe unter miesen Voraussetzungen geboren. Die Mutter war ständig krank, der Vater hatte nur Gelegenheitsjobs. Als sich Zwillinge ankündigten, baute er ein ärmliches Holzhaus.

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In einem der zwei Zimmer kam erst Jesse Garon zur Welt; eine Totgeburt. Eine halbe Stunde danach folgte das zweite Kind, das auf den Namen Elvis Aaron getauft wurde. Als es ein Jahr alt war, überlebte die Familie eine Tornadoserie, bei der fast 500 Menschen starben. Als der Junge drei war, wurde das Haus gepfändet, weil der Vater wegen Scheckfälschung hinter Gitter musste. In der Schule wurde er als „mittelmäßig“ bezeichnet - aber singen konnte er. Aus ihm wurde einer der größten Künstler des 20. Jahrhunderts, eine Legende: Elvis Presley. The King.

Angeblich wollte er nur für seine Mutter eine Schallplatte aufnehmen und wurde dabei für die Musikwelt entdeckt. In Memphis erzählt man die Geschichte etwas anders. „Er wollte ganz einfach entdeckt werden“, sagt Brandon Cunning. Der Musiker verehrt Elvis und macht Musik in seinem Stil, will die Legende aber geerdet wissen. „Er kam mehrfach ins Studio, Produzent Sam Phillips war jedoch unzufrieden. Elvis spielte nur Balladen, aber Phillips wollte keine langsame Musik.“ Was er wollte, hatte er zuvor gesagt: Einen Weißen, der mit ganzem Gefühl „schwarze Musik“ spielte. Damit könne man Millionen machen.

Presley bekam noch eine Chance, spielte „That's All Right, Mama“ - und Phillips war begeistert. Als die Platte im Radio lief, riefen Hunderte an und schickten sogar Telegramme. Noch 14 Mal musste an diesem Abend „That's All Right“ gespielt werden. Platte und Sänger waren sofort ein Hit. Aus dem armen Lastwagenfahrer mit der großartigen Stimme wurde ein Star. „In nur zwei Jahren erspielte er fünf goldene Schallplatten. Und eine davon hatte nur eine B-Seite sein sollen“, sagt Cunning schwärmerisch. Auch Hollywood griff zu und als Elvis in seinem ersten Film, 30 sollten folgen, „Love Me Tender“ sang, war es eine Sternstunde für Film wie Musik gleichermaßen.

„Seine Musik das erste Mal zu hören war wie aus dem Gefängnis auszubrechen“, sagte Bob Dylan. Auch Bruce Springsteen schwärmte: „Es war, als ob er jedem einen Traum ins Ohr geflüstert hätte. Und wir alle träumten mit.“ Nur Frank Sinatra mochte die „erbärmliche, die Jugend zur Gewalt animierende Musik“ nicht, doch selbst Leonard Bernstein sagte: „Elvis ist die größte kulturelle Kraft des 20. Jahrhunderts. ... Musik, Sprache, Kleidung, das ist eine völlig neue soziale Revolution.“

Die Revolution fand auch auf der Straße statt, als die Schwarzen endlich die gleichen Rechte forderten. Und dann stiehlt ihnen ein Weißer die Musik? „Er hat nichts gestohlen“, sagt Kid Rock („Devil Without a Cause“). „Er war doch selbst arm und ganz unten. Er hat es einfach ganz tief aus seinem Herzen geholt.“ Auch Keith Richards von den Rolling Stones sagt: „Er hat schwarze und weiße Musik vereint.“ Elvis war dafür bekannt, dass er die Trennung nach Hautfarbe ablehnte und Schwarze mit allem Respekt behandelte.

In Memphis kaufte Elvis mit seinem Geld ein Anwesen namens Graceland. Der Keller wurde mit gelbem Leder ausgeschlagen, im Fernsehzimmer liefen drei Kanäle gleichzeitig und im Dschungelraum gab es sogar einen Wasserfall - Graceland ist nicht unbedingt jedermanns Geschmack. Kein Wunder, dass der Lastwagenfahrer aus den Südstaaten später bei einem Treffen mit den britischen, ständig zweifelnden Beatles nicht richtig warm wurde. Er scharte seine Freunde um sich und beschenkte sie reich. Die Garage platzte aus allen Nähten mit all den Mercedes, Ferraris und Cadillacs, und im Hinterhof stand ein Privatflugzeug.

Elvis konnte sich selbst immer wieder in den Abgrund treiben und auch wieder selbst herausziehen. Als man den dick gewordenen Süchtigen belächelte, gab er 1973 ein weltweit übertragenes Konzert. „Aloha from Hawaii Via Satellite“ sollen mindestens eine Milliarde Menschen gesehen haben - mehr als die Mondlandung vier Jahre zuvor.

Aber der King war nicht mehr zu retten. Er schluckte jeden Tag eine ganze Sammlung von Tabletten - Schlaftabletten, damit er schlafen konnte, und Muntermacher, damit er wieder zu sich kam. Am 16. August 1977 fand seine Verlobte ihn leblos auf dem Boden des Badezimmers. Elvis Presley starb mit 42 Jahren. Blues-Legende B. B. King, der noch heute in Memphis lebt, erinnert sich noch an den ganz frühen Elvis: „Ich wusste, dass dieser Junge ein ganz außergewöhnliches Talent hatte“, sagte er in einem Interview. „Ich war ein großer Fan. Und wenn er noch leben würde, wäre er immer noch so kreativ wie damals.“

Wie kreativ er war, das kann man auf der Best-Of-Sammlung „Elvis 80“ (3 CDs) nachhören, die bereits Ende letzten Jahres erschienen ist und das Vermächtnis des „King“ in eine Rock'n'Roll-Seite und eine Balladen-Seite auffächert. CD Nummer drei hievt Elvis, the pelvis mit Remixes in die Jetztzeit.