Walkmen auf Solo-Pfaden: Leithauser und Bauer

Berlin (dpa) - Ihre gemeinsame Band The Walkmen liegt derzeit auf Eis - für Sänger Hamilton Leithauser und Multi-Instrumentalist Peter Matthew Bauer kein Grund, es sich gemütlich zu machen. Das belegen zwei recht unterschiedliche Soloalben in diesem Frühsommer.

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HAMILTON LEITHAUSER präsentiert sich auf „Black Hours“ (Ribbon Music/Domino) als großer Crooner, der seine eindrucksvolle Stimme in den Mittelpunkt der Inszenierung stellt, aber auch als einfallsreicher Pop-Songwriter mit Tendenz zum exotischen Arrangement. Dieser Spagat kommt schon in den ersten beiden Songs zum Vorschein: „5 AM“ ist, wie der Titel bereits andeutet, eine Stilübung in Opulenz und Pathos für besinnliche Dämmerlicht-Stunden; „The Silent Orchestra“ verbreitet dagegen mit Marimba und Streichersätzen die Stimmung einer eleganten Strandparty.

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Das nicht einmal dreiminütige Gitarrenpop-Liedchen „Alexandra“ könnte gar ein schöner Sommerhit werden, wenn dafür dieses Jahr nicht platte Fußball-WM-Schlager zuständig wären. Auch danach geht Leithauser die Puste nicht aus, trotz deutlicher Referenzen an Frank Sinatra (Eleganz), Scott Walker (Melancholie) und Harry Nilsson (Lässigkeit) findet er zu einer eigenständigen Mixtur zwischen Klavierballade („St Mary's County“), Fifties-Schubidu („I Retired“) und anspruchsvollem Poprock („I Don't Need Anyone“). Dabei geholfen hat ihm in den Vox Studios von Los Angeles ein All-Star-Team der US-Indieszene mit Rostam Batmangglij (Vampire Weekend), Morgan Henderson (Fleet Foxes), Richard Swift (The Shins, The Black Keys) und Paul Maroon, dem Walkmen-Gitarristen.

Im Gegensatz zu Leithauser hat PETER MATTHEW BAUER sein Solodebüt „Liberation!“ (Memphis Industries/Indigo) in Philadelphia praktisch im Alleingang eingespielt. Die Platte klingt denn auch weniger leichtfüßig, sondern rauer und rockiger als der Album-Erstling des Walkmen-Kollegen - obwohl der Sound so voll daherkommt, als stamme er von einer kompletten Band. Bauer scheut nicht vor Anklängen an die hemdsärmeligen Americana-Hymnen von Bruce Springsteen oder Tom Petty zurück („Latin American Ficciones“, „Fortune Tellers“), packt Texmex, Folk und Gitarrenpop dazu und leistet sich manch mildes Experiment („Istanbul Field Recordings“).

Auch das aus autobiografisch eingefärbten Songs bestehende „Liberation!“ sollte Walkmen-Freunde also nicht verschrecken, ist aber zum Glück kein Abklatsch des Sounds dieser stark verehrten US-Kulttruppe. Deren Zukunft scheint offener denn je: „Wir sind alle Freunde, aber es war an der Zeit, diese Sache zu beenden“, sagte Bauer kürzlich. Das hört sich für Fans der Band nicht gut an, aber immerhin lässt sich von den Walkmen-Spaltprodukten noch einiges erhoffen.