„Waterloo“: Erster Welthit von Abba wird 40

Stockholm (dpa) - Erinnert sich noch jemand an die irische Sängerin Niamh Kavanagh? Oder an Corinne Hermès aus Frankreich? Dass aus jedem Gewinner des Eurovision Song Contest ein internationaler Star wird, lässt sich nicht gerade behaupten.

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Für eine bis dahin unbekannte Band aus Schweden war der Musikwettbewerb dagegen vor 40 Jahren der Start einer kometenhaften Karriere. Das heiter-unschuldige Quartett Abba wippte sich 1974 auf Plateauschuhen in die Herzen der Fernsehzuschauer - und schrieb mit „Waterloo“ Popgeschichte.

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Mit Glitzerlidschatten und Gitarre in Zickzackform hoben sich die vier Skandinavier schon optisch von den anderen Kandidaten der aus heutiger Sicht reichlich biederen und schlagerlastigen Show ab. Schon 1973 hatten Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid beim Grand Prix antreten wollen - waren aber mit „Ring Ring“ im Vorentscheid gescheitert. „1974 waren wir viel besser vorbereitet“, erzählt Björn Ulvaeus in einer Dokumentation des TV-Senders Vox (12. April) heute.

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Gastgeber des Grand Prix waren damals das südenglische Brighton und die BBC. Zwar hatte Großbritannien im Vorjahr nicht gewonnen, war aber spontan für Luxemburg eingesprungen, das den Song Contest aus Geldgründen nicht zum zweiten Mal hintereinander veranstalten wollte.

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Während die meisten ihrer Wettbewerber das Publikum an diesem Abend mit Schnulzen und Statik langweilen, flirten Abba mit Fönfrisuren und Dauergrinsen mit Millionen und verpassen ganz Europa einen Ohrwurm. „Waterloo, I was defeated, you won the war“, trällern Agnetha und Anni-Frid, und der britische TV-Kommentator witzelt: „Wenn alle Jury-Mitglieder Männer wären, (...) bin ich mir sicher, dass diese Gruppe eine Menge Punkte bekommen würde.“

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24 Punkte heimsen Abba von den anderen Ländern auf der mechanischen Punktetafel ein - Schwedens erster Grand-Prix-Erfolg überhaupt. Völlig unaufgeregt verkündet Moderatorin Katie Boyle den souveränen Sieg. Doch was danach passiert, ist alles andere als unaufregend.

„Als wir gewonnen hatten, gab es ein komplettes Chaos“, erzählt Abba-Komponist Ulvaeus in der Vox-Dokumentation über die Zeit nach dem Grand-Prix-Sieg. „Wir waren die kleine unbekannte Gruppe aus Schweden und plötzlich wollten alle Fotografen unsere Bilder haben und die Journalisten wollten mit uns sprechen.“

Im Ausland ist das Pop-Quartett fortan genauso berühmt wie Ikea, „Waterloo“ stürmt in etlichen Ländern die Single-Charts, gefolgt von etlichen weiteren Nummer-Eins-Hits. Wo sie hinkommen, werden die Schweden von Fans belagert, verkaufen in ihrer Karriere fast 400 Millionen Platten, bekommen später mit „Mamma Mia“ ein Musical.

Am Ende gehen nicht nur die Band, sondern auch die Beziehungen zwischen Anni-Frid und Benny und Björn und Agnetha in die Brüche. Aber „Dancing Queen“, „The Winner Takes It All“ oder „Super Trouper“ kann auch Jahrzehnte später noch jeder mitsingen.

Bleibt nichts weiter, als „Thank You For The Music“ zu sagen. Denn eine Wiedervereinigung haben die Bandmitglieder trotz hartnäckiger Gerüchte bislang abgelehnt. Live erleben kann man die Poplegenden deshalb gerade nur noch im Stockholmer Abba-Museum - als lebensgroße Hologramm-Figuren in 3D.

Zum „Waterloo“-Jubiläum ist das gleichnamige Album von Abba in einer Deluxe Edition neu erschienen. Angereichert wurde die liebevoll aufbereitete Ausgabe zusätzlich mit deutschen, spanischen, französischen und schwedischen „Waterloo“-Variationen. Einige Remixe runden die Bonus Tracks ab. Ein besonderer Schatz sind die zahlreichen auf einer DVD versammelten Abba-Auftritte mit „Waterloo“ - von der legendären ESC-Show bis zu „Ein Kessel Buntes“.

Und wer von Abba nicht genug kriegen kann: Auf „Abba Gold - Greatest Hits“ sind auf 3 CDs noch einmal alle Knaller der sympathischen und erfolgreichen Schweden, die Songs für die Ewigkeit geschrieben haben, versammelt. Dazu kommen einige Raritäten und Single-B-Seiten. Abba satt.