Weggefährte Brian Downey erinnert an Gary Moore

Frankfurt/Main (dpa) - Der überraschende Tod des irischen Rock- und Blues-Gitarristen Gary Moore („Still Got The Blues“) hat Fans wie ehemalige Weggefährten geschockt.

Brian Downey, Schlagzeuger und Gründungsmitglied von Moores einstiger Band Thin Lizzy, erinnert sich im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa an seinen langjährigen Kollegen, den er bereits als Teenager kennenlernte. Wie am Sonntag bekanntwurde, starb Moore mit nur 58 Jahren während seines Urlaubs an der spanischen Costa del Sol.

Wo und wie haben Sie von Gary Moores Tod erfahren?

Downey: „Ich war in meinem Hotelzimmer in Wien, wo wir am Sonntagabend ein Konzert hatten. Ich war auf dem Sprung zum Soundcheck, als Garys Manager mich anrief. Ich bin schockiert und fassungslos. Vor acht oder neun Monaten habe ich mit Gary telefoniert. Da erzählte er mir von seinen Plänen, eine neue Band zu gründen. Er wollte sich eine Auszeit vom Blues gönnen und sich wieder in Richtung Rock orientieren. Er freute sich darauf, wieder zu touren.“

Wie werden Sie ihren langjährigen Kollegen in Erinnerung behalten?

Downey: „Ich kannte Gary seit 1967. Damals spielte er in einem Club in Belfast als Vorgruppe für meine damalige Band. Er war erst vierzehn oder fünfzehn. Die Art, wie er spielte, seine Technik, sein Talent und seine Reife hauten mich um. Wir hatten es als Hauptband anschließend schwer, weil seine Show alle so mitgerissen hatte. Nach dem Auftritt freute er sich über die Komplimente, die ich ihm machte. Durch meine Empfehlung kam er zu Skid Row und später zu Thin Lizzy. In den Jahren, in denen er bei uns spielte, war er eine riesige Bereicherung und Inspiration. Wir verdanken ihm sehr viel, er steckte voller Ideen und war an großen Hits beteiligt. Wir werden den gesamten Rest unserer aktuellen Tour seinem Andenken widmen.“

Also sind Streitereien, die zu seinem wiederholten Ausstieg bei Thin Lizzy führten, wohl vergessen. Was war er für ein Mensch?

Downey: „Manche sagten, Gary konnte ein schwieriger Typ sein, wenn man mit ihm zusammenarbeitete. Das habe ich nie erlebt. Zwischen uns beiden gab es niemals ein böses Wort oder Streit. Für mich war er durch und durch Gentleman, ein großartiger und großzügiger Typ. Wir haben über all die Jahre immer eine große Bewunderung füreinander bewahrt. Es war eine große Ehre, mit ihm zu arbeiten und zu touren, auch noch in den letzten Jahren bei seinen Soloprojekten.“

Gary Moore- und Thin-Lizzy-Fans diskutieren nun intensiv, ob er eher ein Blues- oder ein Rockgitarrist war. Was sagen Sie?

Downey: „Seine Wurzeln lagen ganz klar im Blues. Er verehrte aber sowohl den Rock wie den Blues und war in beidem großartig. Er war auch offen für Pop und Jazz - und eigentlich alles Mögliche. Er hatte eine riesige Plattensammlung. Wenn ich ihn zu Hause besuchte, spielte er mir immer auch ganz obskure Bluesgeschichten vor, die er entdeckt hatte.“

Gespräch: Max Blosche, dpa