Woody Allens Nebenjob: Jazz-Konzert in München

München (dpa) - Klarinette statt Kamera: Erfolgsregisseur Woody Allen hat sich wieder einmal in seinem Nebenjob als Musiker betätigt. In München begeisterte er als Jazzer sein Publikum - und das, obwohl seine Qualitäten als Filmemacher seine musikalischen deutlich übersteigen.

Woody Allen ist der Meister des geflügelten Wortes. „Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, aber für alle Fälle nehme ich Unterwäsche mit“, hat er einmal gesagt. Oder: „Die Ehe ist der Versuch, zu zweit mit Problemen fertig zu werden, die man alleine nie gehabt hätte.“ Beim Auftritt seiner New Orleans Jazz Band am Dienstagabend in München aber gab er sich einigermaßen wortkarg.

„Wir lieben es, New Orleans-Musik zu spielen. Und wir sind immer begeistert, wenn jemand uns tatsächlich zuhören will“, war alles, was er zu Beginn des Konzerts in der bis fast auf den letzten Platz besetzten Philharmonie anzubieten hatte. „Lehnen Sie sich zurück, entspannen Sie sich - wir werden unser Bestes tun, Sie zu unterhalten.“

Dann setzte er sich wieder - die Beine lässig übereinandergeschlagen - auf den Stuhl und griff zur Klarinette. Tosender Applaus begleitete jedes seiner Soli - auch wenn ihm gerade zur Mitte des Konzertes hin ein wenig die Puste auszugehen schien und der 75-Jährige seinem Instrument zeitweise nur sehr gepresste Töne entlocken konnte. Seine siebenköpfige Band präsentierte unter anderem Klassiker wie „Battle of Jericho“ oder „You Are My Sunshine“. War Allen nicht an der Reihe, saß er überwiegend nahezu regungslos da, den Kopf schräg nach unten geneigt.

Seit seinem 15. Lebensjahr spielt Allen Klarinette, schon seit den späten 1960er Jahren tritt er auch regelmäßig vor Publikum auf. Ganz so talentiert wie beim Filmemachen ist der Erfolgsregisseur („Der Stadtneurotiker“, „Manhattan“, „Matchpoint“) und Oscarpreisträger allerdings nicht. Das hat er auch selbst immer wieder eingeräumt und das zeigte sich auch in München. Hinter der musikalischen Leistung seiner Band-Kollegen fiel seine eigene ab.

Die Begeisterung der Zuhörer kannte dennoch keine Grenzen. Zum Schluss gab es überschwänglichen Applaus für Allen und seine Band, deren Leiter im Übrigen nicht er selbst, sondern Eddy Davis am Banjo ist. Nach einem schnellen Blick auf die Uhr entschieden Davis und Allen sich für eine Zugabe. Ganz zum Schluss kam der berühmte Regisseur noch einmal ohne seine Band-Kollegen auf die Bühne und warf dem Publikum ein Küsschen zu - wofür er an dem Abend fast den größten Applaus bekam.

Auch wenn sich das Münchner Publikum von dem Konzertabend sehr begeistert zeigte, war es doch wahrscheinlich eher das Gefühl, den großen Woody Allen einmal live gesehen zu haben, das die meisten in Verzückung versetzte - weniger der Ton seiner Klarinette.