Y-Titty: Mittendrin im Youtube-Dreh

Das virtuelle Phänomen Y-Titty schafft die Sprung ins reale Leben.

Köln. Marvin aus Sülz verzieht kaum eine Miene. Der Elfjährige wippt kaum zu den Beats. Um ihn herum tobt der Kölner Club Gloria. "Das ist der letzte Sommer, oh ja!" Jan aus Neuss tanzt, winkt mit den Armen, wiegt den Kopf. Der Neunjährige kennt jede Zeile. "Die sind so super", sagt er. Und singt wieder mit. 2,5 Millionen Abonnenten haben die Jungs von Y-Titty auf dem YouTube-Kanal. Ihre Filme wurde mehr als eine halbe Milliarde Mal geklickt. Hier auf der kleinen Bühne sind sie ganz nah und ganz echt: das Trio schafft den Sprung ins reale Leben. Am 15. Februar 2014 startet in der deutlich größeren Live Music Hall in Köln die Tour, die durch Deutschland, Österreich und die Schweiz führen wird.

Y-Titty ist Comedy pur - respektlos, schnell, manchmal grenzwärtig, durchaus lustig. So ist auch das Konzert, das die Kumpels von "Ape Crime" eröffnen. Fans kennen auch sie, gehen bei den eingängigen Songs im Hip Hop-Stil schnell mit. Der Kreischpegel im Gloria ist riesig. "Köln mach' ma' Lärm!" Dieser Aufforderung kommen die zumeist Neun- bis 16-Jährigen nur allzu gern nach. Deren Eltern warten draußen in der Dienstagabendkälte an der Apostelstraße oder im hinteren Bereich des Gloria. Sie verfolgen lieber den Live-Ticker auf ihren Smartphones wie der 1. FC Köln knapp beim HSV verliert. Die Musik-Welt ihrer Kinder scheint vielen fremd. "So ungefähr müssen sich unsere Eltern bei unseren Konzerten gefühlt haben", sagt Hendrik Beyer, Vater von Jan. Der mehrmalige Deutsche Hochsprung-Meister lässt sich auf den Teenie-Kult ein. Er zuckt mit den Schultern und lächelt - freut sich mit seinem ausgelassen feiernden Sohn und lässt sich vom Rhythmus anstecken.

Y-Titty live ist ein kunterbunter Mix aus Pop, Trash und HipHop, irgendetwas zwischen der Naivität eines Kindergeburtstages und Grenzen überschreitender Anarchie.Und das Konzert ist auch ein Tanz zwischen Kameras. Klarer Fall, dass so ein Abend für die Kanäle auf YouTube festgehalten werden muss - mit den ausflippenden Fans inklusive. Seien es die eigenen Songs, mit denen sie Charts tauglich geworden sind ("Halt Dein Maul)", oder die neu vertexteten Hits - ihre Parodie auf Will I.Am und Britney Spears (Scream & Shot) ist schreiend komisch: Y-Titty treffen den Geschmack ihrer Fans und wirken nach rund 70 Minuten Show selbst von sich überrascht und überwältigt, wie gut ihr Humor live funktioniert. Marvin hat sich inzwischen hingehockt. Sein Vater klatscht. Jan ist aus dem Häuschen. Und Vater Hendrik freut sich sich und weiß: "Er geht gerne ins Konzert. Bei den Toten Hosen war er auch schon."

Der Vorverkauf für die "Stricksocken Swagger"-Tournee von Y-Titty läuft bereits.