Yasha: „Hab’ mich viel zu lang versteckt“
Trotz einer Vergangenheit in der Berliner Hip-Hop-Szene hat Yasha nichts mit rüpelnden Rappern wie Bushido zu tun. Sein musikalisches Ziel: „Pop mit Attitüde“. Seit Donnerstag liegt sein Solo-Debüt in den Regalen.
Düsseldorf. Die bisherige Lebensgeschichte von Yasha Conen liest sich nicht gerade wie die typische Künstlerbiografie. Von 2002 bis 2004 bildete der Berliner mit seinem Bruder David, dem Rapper Mario Franke alias Malo und DJ Illvibe die Hip-Hop-Band Moabeat. Nach einigen vielversprechenden Liedern folgte jedoch bereits kurz nach Erscheinen des Debütalbums die Trennung.
Yasha floh in die USA. Dort führte ihn der Weg aus der Hip-Hop-Szene Philadelphias, wo er als DJ arbeitete, über Anstellungen in Modeläden bis zum Job als Manager des Armani-Flagship-Stores auf der 5th Avenue in New York. Eine Karriere — fast wie die vom Tellerwäscher zum Millionär. Und doch fehlte etwas: die eigene Musik und die Freunde. Daher kehrte Conen, der sich heute als Künstler nur noch Yasha nennt, nach sieben Jahren in seine Heimatstadt Berlin zurück.
Eine Heimkehr, die persönlich und musikalisch die richtige Entscheidung war. Im Titelsong seines Debütalbums „Weltraumtourist“ heißt es: „Ich war viel zu lange weg. Hab’ mich viel zu lang versteckt.“ Damit ist jetzt Schluss. „Es fühlt sich gut an, dass das Album endlich unter die Leute kommt“, freut sich Yasha, dem das Feedback seiner Hörer wichtig ist. „Das Schöne ist, dass ich bereits an den ersten Reaktionen gesehen habe, wie viele Geschmäcker ich treffen konnte.“
Mit dabei sind die alten Freunde aus Moabeat-Tagen, die heute höchst erfolgreich als kreatives Kollektiv neue Wege zwischen Hip-Hop, Electro und Pop gehen. Neben Chart-Stürmer Marteria und der Sängerin Miss Platnum gehören auch Franke, der sich Bob Malo nennt, sowie David Conen und DJ Illvibe dazu.
Gemeinsam mit Dirk Berger bilden Letztere das Produzententeam The Krauts (Peter Fox, Marteria). „Eine Gruppe von Menschen, auf die ich freundschaftlich und musikalisch nicht verzichten möchte.“ Von einem Kapitel seiner Vergangenheit hat sich der Sänger mittlerweile jedoch verabschiedet: „Als Teil der Hip-Hop-Szene sehe ich mich nicht mehr. Meine Musik ist guter Pop mit Attitüde.“
Dieser Pop-Entwurf setzt sich aus elektronischen Beats, wabernden Synthie-Flächen und einer Mischung aus Rap und Gesang zusammen. Eine wichtige Rolle spielen die Texte. „Ich bin da, auch wenn du mich nicht siehst. Ich lenk’ alle Raketen auf mich.“ Wie dieser Chorus enthalten viele Lieder optimistische Botschaften und direkte Aufforderungen. Dennoch möchte Yasha keinesfalls explizit eine Vorbildfunktion übernehmen. „Jeder muss tun, was ihn persönlich erfüllt. In meinem Fall ist es die Musik.“
So richten sich die Beobachtungen auf „Weltraumtourist“ nicht selten ins Innenleben des Künstlers. „Gestern war ich die Nummer Eins, die ganze Welt in Lila, und heute hab’ ich Panik, dass meine Stimme erlischt“, singt er in „Achterbahn“ und nimmt Bezug auf den Erfolg seiner Zusammenarbeit mit Marteria und deren Auswirkung auf das eigene Album. „Es ist Druck im positiven Sinn“, erklärt Yasha. „Ich sehe darin eine Chance, dass viele Menschen meine Musik hören und mich kennenlernen.“
In Berlin muss er sich auch nach sieben Jahren in der Ferne keinem mehr vorstellen. „Berlin ist meine Basis, meine Heimat, meine Inspiration.“ Doch ab und zu muss man raus aus der Großstadt. Die kann ein unwirtlicher Ort sein, wenn sich der Spätsommer dem Ende zu neigt. Von Oktober bis März weht ein harter Wind. Nicht eben das optimale Klima, um einen Hit wie „Strand“ zu schreiben. „Der Song ist auf der Insel Gozo entstanden“, verrät Yasha. „In der Nebensaison sind die Strände dort die saubersten, verlassensten und schönsten Orte überhaupt“, schwärmt er.
Wo in der Hauptstadt Strandfeeling aufkommt, weiß der Berliner indes auch mit einem zwinkernden Auge zu berichten: „Ins Kreuzberger Prinzenbad geht man für den Trash und ins Solarium für die Bräune.“