Neuer Intendant Neuer Intendant Wilfried Schulz will mit Schauspiel zurück in die erste Liga

In einem Theaterzelt auf der Kö eröffnet das Düsseldorfer Schauspielhaus seine Saison. Der neue Intendant hat sich hohe Ziele gesteckt.

Das Stück „Gilgamesh“ geht zurück zu den Ursprüngen unserer Zivilisation, Christian Erdmann und André Kaczmarczyk (vorne) spielen in einer Kulisse aus 200 Tonnen Sand.

Foto: Thomas Rabsch

Düsseldorf. Im aktuellen Bühnen-Ranking taucht das Düsseldorfer Schauspielhaus nicht auf. Wieder einmal nicht. Die Berliner Volksbühne und das Maxim Gorki Theater machen das Rennen; Hamburg und Wien zeigen die stärksten Schauspieler. Ob in dieser für die Branche wichtigen Kritiker-Umfrage der Zeitschrift „Theater heute“ oder beim jährlichen Berliner Theatertreffen — in der Liga der besten deutschsprachigen Häuser spielt das gemeinsame Theater von Stadt und Land keine Rolle. Der neue Düsseldorfer Intendant Wilfried Schulz will das ändern. Mit großem Elan und beeindruckendem Spielplan startet er am 15. September seine erste Saison in der Landeshauptstadt.

Improvisationstalent muss der 64-Jährige schon zu Beginn beweisen. Am Gründgens-Platz bleibt das Schauspielhaus bis auf weiteres geschlossen; das Bauvorhaben Kö-Bogen verhindert den Spielbetrieb. Der Theaterchef hat umdisponiert und auf dem Corneliusplatz, Königsallee 1, ein Zelt für 500 Zuschauer aufgebaut. Über die Stadt verteilt taucht zudem das „D’haus“ — so der neue Eigenname — mit weiteren Spielstätten auf. Das Theater als „Heart of the city“, so versteht der aus Dresden nach Düsseldorf gewechselte Intendant die Position seines Hauses.

Ebenso wichtig wie der Ort ist ihm dabei die Kunst — der Teil „art“ in „heart“. Er hat für die erste Premiere im Theaterzelt „Gilgamesh“ gesetzt — das älteste Epos der Menschheit. Schulz will damit zu den Anfängen des Erzählens zurück, ganz archaisch in einem halbrunden Zelt und mit 200 Tonnen Sand auf der Bühne. Wenige kennen die Geschichte und doch ist Schulz überzeugt: „Das ist etwas Besonderes für die Eröffnung.“ Er spricht von einem politischen Akt, sich für einen Text aus dem arabischen Raum zu entscheiden. „Wir erinnern daran, dass dort die Zivilisation entstanden ist.“

Chefdramaturg Robert Koall hat mit Schulz das Schauspiel in Dresden zu einem nicht nur in Theaterkreisen beachteten Haus gemacht. Ein Ort, der sich als politisches Gegengewicht zur Pegida-Bewegung verstanden hat. Den neuen Spielplan hat Koall maßgeblich mitgestaltet. Für Düsseldorf habe man andere Schwerpunkte gewählt. „Ich denke zum Beispiel, es war richtig, Elfriede Jelinek zu bitten, ein Stück für uns zu schreiben, das sich mit Körperbildern auseinandersetzt. Es gibt in Düsseldorf ein völlig anderes Erscheinungsbild von Menschen als in Dresden.

Die Leute sind anders gekleidet, nicht besser unbedingt, aber stärker im Bewusstsein einer Körperrepräsentation.“ Vom Staatsschauspiel Dresden zum Schauspielhaus Düsseldorf, das von Land und Stadt gleichermaßen finanziert wird — Koall sieht darin eine Verpflichtung, die über die Stadtgrenzen hinausgeht: „Wir haben uns in Dresden mit Häusern verglichen, die im deutschsprachigen Raum in der ersten Reihe stehen. Da muss Düsseldorf auch wieder hinkommen.“

Ob der ungewöhnliche Auftakt im Theaterzelt, das zwar klimatisiert ist, aber doch viel weniger Annehmlichkeiten bietet als das gewohnte Schauspielhaus, das Publikum lockt, wird sich bis Ende Oktober zeigen. Dann soll die Leihgabe zurück ans Thalia-Theater, auch in der Hauptstadt war es schon im Einsatz. Schulz ist auch diesbezüglich optimistisch: „Warum sollten sich die Hamburger und Berliner dafür begeistern und die Düsseldorfer nicht?“