Riesige Info-Box fürs neue Schloss

An dem 30 Meter hohen Pavillon scheiden sich die Geister.

Berlin. Das Jahrhundertprojekt zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses bekommt ein Gesicht. Mit der Eröffnung der Humboldt-Box auf dem Schlossplatz soll von Donnerstag an umfassend über das 590 Millionen Euro teure Bauvorhaben informiert werden. Doch schon vor der Eröffnung gibt es Streit.

„Berlins innovativster Ausstellungsort“, schwärmen die Bauherren. „Hässlicher Klotz“, „Charme einer Mülltonne“ oder schlicht „Bausünde“ schimpfen dagegen Berliner Zeitungen. Der Architekturprofessor Alfred Grazioli sprach im Radio gar von einem „statischen Monster“.

Wie ein mit türkisfarbener Folie verkleidetes Riesenrad steht das fast 30 Meter hohe Gebäude an einer der prominentesten Stellen der Stadt — gegenüber dem Berliner Dom an der Chaussee Unter den Linden. Dominant schiebt es sich in die Sichtachse von Brandenburger Tor und Rotem Rathaus — und das mindestens für die nächsten acht Jahre.

Größe und Standort des Gebäudes seien bei der Ausschreibung vorgegeben gewesen, sagt Dorothea Vogel von der Neusser Firma Megaposter, die das Info-Zentrum privat baut und betreibt. „Wir glauben, dass die Leichtigkeit unserer Architektur der richtige Kontrapunkt für das historische Umfeld ist.“

Auf fünf Stockwerken und 3000 Quadratmetern können die künftigen Schlossherren ihre Konzepte präsentieren. Nur einen Steinwurf von der Box entfernt soll bis zum Jahr 2019 hinter rekonstruierten Fassaden ein modernes Kunst- und Kommunikationszentrum entstehen, Humboldt-Forum genannt. Nutzer werden die Humboldt-Universität, die Zentral- und Landesbibliothek und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sein.

Pate der Info-Box war der beliebte knallrote Besucher-Kasten auf Stelzen, der von 1995 bis 2001 am Potsdamer Platz über die damalige Großbaustelle informierte. Gut neun Millionen Menschen nutzten das Angebot.

Für die neue Box rechnen die Betreiber mit 300 000 Gästen pro Jahr. Die Bau- und Betriebskosten von rund 15 Millionen Euro bis 2019 sollen durch den Eintritt und Werbung am Bauzaun des Schlosses wieder hereinkommen. Zudem wird im vierten und fünften Stock ein Event-Center mit Dachterrasse vermietet — 4000 Euro für 24 Stunden gelten als Richtwert.