Konzert Sam Smith bringt Gänsehaut-Momente nach Köln

Köln · Der britische Sänger spielte am Samstag in der Lanxess-Arena sein letztes Deutschland-Konzert auf der „Thrill Of It All World-Tour“.

Foto: Britta Pedersen

Köln. Berührend, emotional und intensiv: Sam Smith spielte am Samstagabend in Köln das letzte seiner drei Deutschland-Konzerte. Der britische Singer/Songwriter hat das Publikum in der ausverkauften Lanxess-Arena dabei vom ersten Moment hinter sich. Ganz allein sitzt er auf der eigens für die „Thrill Of It All World-Tour“ gestalteten Bühne, die als Dreieck in den Innenraum ragt. Nur seine markante Stimme erfüllt die Arena, die er als „verdammt groß“ wahrnimmt. Doch die Halle steht hinter ihm, hinter seiner Musik, kennt die Texte in- und auswendig. Das wird spätestens beim dritten Song des Abends „I’m Not The Only One“ deutlich: Smith fordert zum Mitsingen auf. Unterstützt wird er inzwischen aber nicht nur vom Publikum, sondern auch von einer kleinen Band, drei Background-Sängerinnen und einem Background-Sänger.

Er wisse ja, dass seine Musik manches Mal sehr depressiv sein könne, doch ein Samstagabend sei zum Tanzen und zum Spaßhaben da, so der 26-Jährige. Er wolle seinen Teil dazu beitragen. Und tatsächlich: Smith schafft es, sein Publikum von den Sitzen zu holen, tanzen zu lassen — zu Titeln wie „Omen“ (im Original von Disclosure feat. Sam Smith), „Money On Mind“ und „Like I Can“. Sam Smith meistert an diesem Abend den Spagat zwischen Melancholie und Lebensfreude. Am deutlichsten wird das bei einem Blick ins Publikum: Mal wird gekuschelt, dann getanzt. Wohlfühl-Atmosphäre pur, Gänsehaut-Momente inklusive. Erst recht als nach 45 Minuten Akkorde von „Writings On The Wall“ erklingen und mit ihnen ein Hauch von James Bond einzieht. Mit dem Oscar-prämierten Titeltrack von „Spectre“ beweist der Brite einmal mehr, dass er ein begnadeter Sänger ist. Jeder Ton sitzt, in der Tiefe und in der Höhe sowieso, dafür ist Smith bekannt.

Der 26-Jährige zeigt sich bescheiden, nimmt sich selbst auch mal zurück, überlässt seiner Band die Bühne. Immerhin sei sie es gewesen, die es ihm ermöglicht habe, sein Album „Thrill Of It All“ zu schreiben. Er weiß, was er an seinen Musikern hat, umgekehrt ist es genauso. Sam Smith holt seinen Gitarristen Brendan Grieve nach vorne. „Er hat mir geholfen, meinen bislang wohl persönlichsten Titel zu schreiben“, erklärt der Sänger. In „Scars“ verarbeitet Smith die Trennung seiner Eltern. Es ist einer dieser vielen emotionalen und intensiven Momente, die das Publikum ganz andächtig werden lassen. Ohnehin hat Smith an diesem Abend ein wunderbares Publikum vor sich. Es schenkt ihm die Aufmerksamkeit, die er verdient. Der Fokus liegt auf seiner Musik, nicht darauf, selbige mit dem Handy festzuhalten.

Deshalb versteht es auch, wie wichtig das Lied „HIM“ ist, mit dem der Brite ein Zeichen gegen Homophobie setzen will. „Liebe ist Liebe. Und ich bin ein stolzer schwuler Mann!“, ruft der 26-Jährige. Vereinzelt werden im Publikum Regenbogen-Flaggen geschwenkt. Gejubelt wird in der ganzen Arena. Ebenso wie nach dem letzten Titel des Abends — „Pray“. „Jeder wird am Ende beten“ heißt es darin. Vielleicht ja auch für eine tolerantere Welt.