Kunst Subtiles Spiel mit Kitsch, Kunst und Spaß

NRW-Forum in Düsseldorf präsentiert die bisher größte Retrospektive des Schweizer Künstlers Olaf Breuning.

Der in New York lebende Schweizer Künstler Olaf Breuning sitzt im NRW-Forum in Düsseldorf vor seinem Werk "Sandskulptur" (2016).

Foto: Rolf Vennenbernd

Düsseldorf. Alain Bieber vom NRW-Forums findet die Ausstellungen in der Landeshauptstadt „stromlinienförmig“ und mithin eher langweilig. Er steuert dagegen. Olaf Breuning (46) ist ihm dafür gerade recht. Der Schweizer in New York liebt es, die Besucher mit Pop und Buntem zu locken. Durch die Hintertür kommt dann allerdings die Kunstgeschichte hereinspaziert. Gleich die tonnenschwere Sandskulptur im Eingang beweist, wie er Kunst und Kitsch, Pop und Hochkultur zu verquicken versteht. Die barbusige Sphinx wird am Freitag zur Vernissage um 19 Uhr gebührend gefeiert.

16 Tonnen Sand ließ Breuning vom Düsseldorfer Spezialunternehmer Benno Lindel ankarren und bearbeiten. Um nicht durch die Decke zu stürzen, wurden Stützen eingebaut. Entstanden ist eine Figur wie von Picasso, surreal und grotesk zugleich, vor allem aber riesengroß. Der Arm ruht auf einem kolossalen Schenkel. Das Mischwesen wirkt wie ein Rammbock. Aber es macht auch neugierig.

Bieber zeigt die erste Retrospektive des Künstlers in Deutschland mit rund hundert Arbeiten aus den verschiedensten Gattungen. Breunings erstes Werk entstand noch an seinem Studienort in Zürich, wo er Fotografie studiert hat. Es handelt sich um eine Wandtapete von 1999. Darin sammelt er alle Eindrücke, denen ein junger Künstler ausgeliefert ist. Da er ein Freund unter Freunden ist, trommelte er seine Fans zusammen, nachdem er zunächst Klamotten, Bärte, Schminke und sogar einen Bus organisiert hatte. Die Freunde mussten auf Befehl das tun, was noch heute seine Kunst auszeichnet: Sie zitierten Künstler. So kommen Jonathan Meese, Diane Arbus, aber auch Indianer oder Cowboys ins Bild. Der Besucher übt sich derzeit im heiteren Personen-Raten.

Breuning liebt die Kunst des 20. Jahrhunderts, um geradezu frivol mit ihr umzugehen. 2011 arbeitete er wochenlang an einem Fries, um die beliebtesten Stile bekannter Maler und Bildhauer auf die fülligen Formen irgendwelcher Frauen zu pinseln. Die Körpermalerei zitiert Andy und Pablo, Joseph (Beuys) und Wassily (Kandinsky). Das Spiel mit dem Verweis versteht allerdings nur derjenige, der die Referenzen lesen kann. Ansonsten bergen diese bemalten Körper genügend Kitsch, den er gekonnt serviert.

Die Schau ist ein gutes Beispiel dafür, wie man Spaß selbst in der Kunstwelt erzeugt. Verfremdungen, Maskeraden und Stereotypen pflegt er ad absurdum zu führen. Da kann es sein, dass Keramikfiguren mit Spaghetti-Haar, Reisnudel-Gesichter oder ein Smiley die Besucher grüßen.

Es gibt aber auch ein Foto mit fünf afrikanischen Jungen vor einer Müllhalde, die strahlend vor Glück ihre 20-Dollar-Scheine halten. Die Aufnahme entstand in Ghana, und trotz der freudigen Gesichter überkommt den Betrachter ein mulmiges Gefühl. Genau das aber will der Künstler: „Der Betrachter soll denken, das sei unmoralisch, dabei haben sich die Jungens wirklich gefreut“., sagt er.