Düsseldorf Neue Polizeiuniformen? Hundert Ideen für die Welt von morgen

Das NRW-Forum sucht nach einer Zukunft, von der jeder Mensch träumen kann.

Düsseldorf: Neue Polizeiuniformen? Hundert Ideen für die Welt von morgen
Foto: Eric Winkler

Düsseldorf. Vor 500 Jahren verfasste der Staatsmann und Humanist Thomas Morus die „Utopia“, Sinnbild eines idealen Staatswesens, in dem die Vernunft, Toleranz und Menschlichkeit herrschen. Für Alain Bieber vom NRW-Forums ist es an der Zeit, die Frage nach der Utopie neu zu stellen. „Planet B“ nennt er sein Projekt. Gesucht werden in den kommenden drei Monaten „hundert Ideen für eine neue Welt“.

Düsseldorf: Neue Polizeiuniformen? Hundert Ideen für die Welt von morgen
Foto: Kathryn Fleming

Typisch war am Dienstag die Pressekonferenz. Da begrüßte der Forums-Chef zwar live, aber dennoch fernab auf dem Marktplatz von Sankt Gallen, aus einem „Quatschauto“ heraus. Dieses gelbe Fahrzeug mit der weißen, aber leeren Sprechblase stammt von den Schweizer Konzeptkünstlern Frank und Patrick Riklin. Das Auto ist etwas Besonderes. Es fährt nur, wenn Fahrer und Beifahrer miteinander reden. Das gesprochene Wort ist gleichsam der Treibstoff, ist Sinnbild für ein Geben und Nehmen.

Die meisten Anregungen werden in der Raketen-Forschungsstation erwartet, im „Labor Fou“, einem Gefährt aus Pappe, Papier, Rohren und einem Regenschirm, der wie eine Satellitenschüssel umgedreht auf dem Dach befestigt ist. In diesem Labor werden junge Forscher leben, arbeiten und auch schlafen. Sie wollen den Stadtraum umkrempeln, um das Stadtmobiliar anderen Funktionen zuzuführen. Sie werden alternative Nahrungsmittel beschaffen und für eine alternative Ökonomie sorgen. Sogar die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine wollen sie finden. Denn sie fragen sich, ob die digitale Welt etwa nur eine Flucht vor der realen Welt sei. Eine Rakete also als Inkubator für Ideen.

Die ersten Vorschläge hängen schon an den Wänden. Dazu gehören Eric Winklers neue Uniformen für die Polizei. Der Berliner Künstler denkt dabei keineswegs an ein militärisches Outfit, sondern eher an das Motto vom Polizisten als Freund und Helfer. Fünf Anzüge hat er maßgeschneidert, einen modisch-flippigen, einen recycelten, eine Maler-Uniform, einen mit Laotse-Text und einen transparenten, so dass man immer zugleich die private Kleidung betrachten kann. Der Schnitt ist etwas enger als üblich, denn Eric Winkler meint, die Polizei von heute brauche weder Fesseln noch Colts.

Eingeladen sind außer Künstlern auch Hacker, Aktivisten und Visionäre, vor allem aber Humoristen. Brad Downey ist einer von ihnen. Er gilt als Zaun-Hacker, weil er aus den Latten jeweils Rechtecke ausschneidet, so dass zumindest an dieser Stelle der öffentliche Raum geöffnet wird. Die ausgeschnittenen Pfosten verwendet er als Rahmen für seine Fotos.

An der Grenze zwischen Wissenschaft und Fiktion ist alles angesiedelt in dieser Schau. So benutzt die Amerikanerin Kathryn Fleming Tierpräparate, um daraus neue Lebensformen zumindest in der Theorie zu entwickeln.

Die Kölner Medienkünstler Hörner/Antlfinger wollen eine Zeitreise durch Düsseldorf unternehmen. Studenten der Hochschule Düsseldorf werden im Sommersemester „kooperative Wohnformen“ erforschen, um das „Leben im Morgen“ darzustellen.

Selbstverständlich macht auch Christof Seeger-Zurmühlen mit. Noch vor Beginn des Asphalt-Festivals bittet er in einen stellgelegten Tunnel unter dem Wehrhahn. In diesem Niemandsland wird das fiktive Institut „Schöner Leben“ eingerichtet. Ein Mekka der unbegrenzten Möglichkeiten in der Unterstadt.

Die Ideen für eine neue Welt lassen sich nicht so schnell erfassen. Alain Bieber will daher, dass die Neugierigen wiederkommen. Wer sich seinen ersten Besuch abstempeln lässt, erhält den zweiten zum reduzierten Preis, den vierten umsonst. Beim fünften Besuch kann er einen Gast gratis mitbringen.